Ein Höhlenforscher unter Spionageverdacht
So lautete zumindest die Überschrift im Allgemeinen Tiroler Anzeiger, der den inzwischen verstorbenen Höhlenforscher Leo Weirather als Spion bezeichnete.
Frühe Neugier unter Tage
Geboren am 25. Oktober 1887 in Brixen am Eisack, kam Weirather bereits als Kind nach Innsbruck, später nach Solbad Hall. Schon in jungen Jahren zog es ihn in dunkle Gänge: Zusammen mit Freunden erforschte er sogenannte „Thaurer Höhlen“, ehemalige Knappenlöcher im Schlossberg bei Thaur. Diese ersten Abenteuer prägten seine lebenslange Leidenschaft für das Höhlenwesen.
Dienst an der Front
1908, während der Balkankrise und der Annexion Bosniens durch Österreich-Ungarn, wurde Weirather zum II. Regiment der Tiroler Kaiserjäger eingezogen. Nach der Grundausbildung diente er als Beamter bei der Militärpost in Bosnien, unter anderem in Bosanski Šamac, Sarajevo und später Trebinje.
In Trebinje gründete er eine lokale Sektion des Höhlenvereins, die auch von Akademikern und Offizieren mitgetragen wurde. Doch seine wissenschaftlichen Erkundungen in der Region waren politisch brisant.
Spionagevorwürfe – ein Forscher unter Verdacht
Am 7. Mai 1914 berichtet der Allgemeiner Tiroler Anzeiger folgendes:


Weirather erforschte nicht nur Höhlen in Herzegowina, sondern auch im benachbarten Montenegro, was dazu führte, dass er sowohl von den österreichischen als auch von den montenegrinischen Behörden wiederholt der Spionage verdächtigt wurde. Anfang 1919 zog er von Sarajevo nach Innsbruck um, wo er bis 1924 im Dienst stand. Trotz der vergleichsweise kurzen Dienstzeit ließ er sich frühzeitig pensionieren, um sich voll und ganz seinen Forschungsreisen widmen zu können.

Am 19. Juni 1965 ist Weirather im 78. Lebensjahr in Innsbruck ohne direkte Nachkommen verstorben. Ob er tatsächlich als Spion fungierte? Dazu haben wir leider keinerlei Informationen. Aber vielleicht kennen Sie eine andere vergleichbare Geschichte. Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Div-381-1)
Quellen: *2110590 Meyer_085-234_Pretner.indd, BERI_97_0073-0084.pdf
Beitrag von Maria Todorovic