Linda: Mit den Augen des unbekannten Fotografen V
Heute lernen wir Linda kennen. Womöglich ist Linda die Frau unseres Fotografen. Oder seine Schwester? Oder Tochter? Oder eine Freundin? Auf jeden Fall war Linda offenbar häufig mit unserem unbekannten Fotografen in und um Innsbruck unterwegs.
Und in diesem Fall befinden wir uns ein ganzes Stück außerhalb von Innsbruck. Die Oberinntalfans und die Alpinisten unter uns wissen natürlich sofort, wo diese Aufnahme entstand. Ein Rätsel wollen wir daraus aber trotzdem nicht machen. „Linda am Weg n. Imst“, lautet die Beschriftung auf dem Umschlag der Fotoplatte. Linda trägt ein dunkles Kostüm mit dazu passendem Hut. Welche Farbe wohl der Schirm hatte, den wir hier in hellem Grau sehen?
Der Weg nach Imst präsentiert sich tatsächlich nur als eher schmaler, geschotterter und scheinbar durchaus holpriger Weg. Die langgezogenen Bauten hinter Linda machen einen etwas in die Jahre gekommenen und ungeordneten Eindruck – und eine ganze Reihe von Wägen und Kutschen stehen entlang des Weges herum. Sie stehen in einem richtiggehenden Kontrast zu dem gepflegten, mehrstöckigen Bau, der hinter den Bäumen hervorlugt. Und am Masten und den Leitungen am rechten Rand sehen wir, dass die moderne Technik Einzug hält. Wie diese Perspektive wohl im Jahre 2020 aussieht?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-753)
Ein für mich echt interessantes Foto, ich lebe schließlich schon seit 1969 in dieser schönen Gegend. Wir befinden uns hier unterhalb der Stadt, drunten „Am Rofen“, der Talfurche des Malchbaches, welcher hinter diesem Gebäuden fließt. Als ich 1961 das erste Mal nach Imst zum Arbeiten kam, war diese Schmiede noch in Betrieb! Weiter oben – der „gepflegte, mehrstöckige Bau“ wie Sie schreiben – ist die heutige BH Imst am Stadtplatz. Hinter dem Kamin liegt Hoch Imst und das heutige Schigebiet der Imster, das Alpjoch, und ganz rückwärts schaut der Imster Hausberg, der Muttekopf (2774 m), heraus.
Der „Weg nach Imst“, die heutige Bundesstraße bzw. auch die Straße vom so weit entfernten Bahnhof Imst-Pitztal (Linda und der Fotograf werden ja sicher mit der Bahn gekommen sein), liegt westlich von dieser Talfurche.
Das ist ja ein Zufall! Sind Sie am Ende vielleicht eine Reinkarnation des unbekannten Fotografen? 😉 Wenn Sie diese Schmiede sogar gekannt haben, können Sie mir vielleicht die heutige Adresse nennen? Dann würde ich den Pin auf der Landkarte ganz genau platzieren! Herzlichen Dank!
Ja, ich fotografiere viel, aber eine Reinkarnation des unbekannten Fotografen bin ich nicht. Aber wer weiß, vielleicht ist der leider unbekannte und wahrscheinlich aus Innsbruck stammende Fotograf wegen Linda nach Imst gekommen, vielleicht war sie eine Imsterin, war das ihr Elternhaus? Warum würde man sonst an diese doch etwas abgelegene Örtlichkeit von Imst gelangen?
Klar, dass ich gestern schnell noch trotz Regens hinuntergefahren bin. Berge hat man keine gesehen, deshalb werde ich ein schönes Foto erst bei besserer Witterung machen. Ich habe auch kurz mit zwei Frauen gesprochen (soweit man sich in Zeiten wie diesen überhaupt mit jemanden unterhalten kann), eine war die Schwiegertochter eines der drei Fink- Brüder, die hier einst eine gutgehende Huf- und Wagenschmiede betrieben, ich habe ihnen auch den Link Ihrer Seite gegeben, vielleicht melden sie sich sogar selbst??
Den Link habe ich per Mail auch an Frau Mag. Schuchter vom Imster Heimatmuseum weitergeleitet. Dieses Foto ist wohl einzigartig!
Die heutige Adresse lautet Am Rofen Nr. 54
Die Weiterleitung meiner Mail an das Imster Museum im Ballhaus hat bereits Erfolg gezeigt! Frau Mag. Schuchter schrieb mir:
Sehr geehrter Herr Ing. Roilo,
Ganz herzlichen Dank, dass Sie mich auf den Link aufmerksam gemacht haben! Das Foto ist tatsächlich einzigartig, abseits der typischen Postkarten-Ansichten, was es absolut spannend macht!
Ihr Kommentar hat auch gleich die perfekte Lokalisierung geliefert – solche Schätze werden selten, aber doch immer wieder gefunden!
Vielen Dank und weiterhin viel Vergnügen (und Erfolg!) beim Stöbern!
Mit besten Grüßen,
Sabine Schuchter
Perfekt, danke! Ich bin schon gespannt auf Ihr Foto – und wer weiß, vielleicht findet sich bei uns auch noch ein zweites Foto aus Ihrer zweiten Heimat!