Kaiserliche Post
In dem kürzlich erschienenen Artikel über den Besuch des Erzherzogs Eugen in Innsbruck, blieb ein kleines Gepäcksstück des hohen Gastes unerwähnt. Er hatte ein Bündel von Briefen des jungen Otto von Habsburg (1912–2011) im Gepäck. Es waren Schreiben des Kaisers (wie in der Allgemeine Tiroler Anzeiger nannte) an die Tiroler Gemeinden, welche ihn zum Ehrenbürger ernannt hatten. Im Laufe der Zwischenkriegszeit wurde das junge Oberhaupt des Hauses Habsburg von hunderten Österreichischen Gemeinden zum Ehrenbürger ernannt. Zeitweise gab es unter den Legitimisten sogar die Hoffnung, dass er durch die Verleihung des Heimatrechtes durch eine Gemeinde wieder einreisen könne, nachdem die Bundesregierung ihn durch das Habsburgergesetz vom 3. April 1919 des Landes verwiesen hatte. Eine Hoffnung, die sich natürlich als nicht allzu realistisch erwies.

(Schreiben Ottos an die Gemeinde Oberperfuß)
Den Anfang mit den Ehrenbürgerschaften machte im Dezember 1931 das damals 500 Seelen zählende Dorf Ampass. Zusammen mit der Ernennung zum Ehrenbürger forderte der Gemeinderat die Aufhebung des Einreiseverbotes und die Restituierung des Familienvermögens. Das Argument war simpel: Die Habsburger seien österreichische Staatsbürger, damit wäre es rechtswidrig sie des Landes zu verweisen und sie ersatzlos zu enteignen sei ohnehin unzulässig, egal ob Staatsbürger oder nicht.
Die sozialistische Zeitung „Der Abend“ kommentierte den Ampasser Beschluss bissig:
Die wackeren Ampasser Gemeindeväter, lauer Christlichsoziale natürlich, haben […] beschlossen, eine Art Notstandsaktion einzuleiten. Um keinen Irrtum über die Qualitäten der Gemeinderäte von Ampass aufkommen zu lassen: Nicht eine Notstandsaktion für die Ampasser Armen, sondern für das notleidende Haus Habsburg! Und darum haben die Ampasser Dorfgewaltigen vor allem Otto von Habsburg zum Ehrenbürger von Ampass ernannt. Die Ampasser wollten aber nicht nur dem Knaben Otto, sondern der ganzen Familie Habsburg helfend unter die k.k. Arme greifen; zu diesem Zweck gaben sie eine Denkschrift heraus, […] in der also geraunzt wird:
„Wir verlangen die Aufhebung der Ausnahmegesetze gegen die Habsburger. […] Wenn wir schon ein schwacher, armer Staat sind, wenn wir schon ein armes Volk sind, voll Sorgen und Not aber ehrlich und gerecht wollen wir sein. Wir sind arm, aber keine Lumpen […]“
Und weil wir „ein armes Volk voll Not und Sorgen“ sind, verlangen die Ampasser Gemeindegewaltigen die Rückgabe alles kaiserlichen „Privateigentums“, also Millionenwerte, an die Dame Zita und ihre Familie…
(Portraitfoto von Otto von Habsburg – oder Otto Habsburg-Lothringen, Signatur Ph-17265)