Neue Geschosse
Das lange 19. Jahrhundert brachte viele Veränderungen in der Waffentechnik. Sowohl im Spanischen Erbfolgekrieg wie auch in den Napoleonischen Kriegen hatten Musketen glatte Läufe, wurden von vorne mit Schwarzpulver und Bleikugeln geladen. Um 1900 hingegen trugen Infanteristen Repetiergewehre mit gezogenen Läufen, Geschosse waren spitzförmig und mit rauchlosem Pulver versehen.
Dieses Handbuch erschien 1863, als sich der Wandel zu Spitzgeschossen gerade vollzog. Es sollte es den Besitzern von älteren Büchsen, die noch auf Kugeln ausgelegt waren, ermöglichen auch mit den neuen Spitzgeschossen zu schießen, damit der „Schütze, welcher nicht gern seine alte, treue Büchse in die Rumpelkammer wirft“ seine Waffe weiterverwenden konnte.
Insbesondere geht es dabei um Geschosse der Art, wie sie von Claude-Étienne Minié (1804–1879) entwickelt worden waren. Diese waren mit einer Eisenkappe im Boden des Geschosses versehen, welches beim Abfeuern in das Blei gedrückt wurde und das Geschoss somit den Lauf ganz ausfüllte. Das hatte den Vorteil, dass die Patrone einfach zu laden war, aber dennoch kein Gasdruck verloren ging und das Geschoss den Drall von einem gezogenen Lauf übernehmen konnte, und somit deutlich treffsicherer war. Das System verdoppelte die effektive Reichweite der Gewehre und wurde innerhalb kurzer Zeit von den meisten Armeen übernommen.
Die vom Autor beschriebenen Geschosse stellten in Bezug auf ihr Gewicht und Kaliber einen Mittelweg zwischen den Kugeln und den neuen Spitzgeschossen dar, da wenn man einfach ein Spitzgeschoss nach dem Kaliber der alten Musketen fertigen würde, es viel schwerer werden, entsprechend mehr Pulver benötigen und einen stärkeren Rückstoß erzeugen würde. Die Geschosse wiesen eine ausgeklügelte Form aus, um sich zum einen genau an den Lauf anzupassen (entsprechend der Erfindung von Minié), den Drall möglichst gut zu übernehmen und das ohne zu starke Reibung auszuüben.
Ho/M-244
Außer den beschriebenen Neuerungen, verkomplizierte jetzt ein physikalischer Umstand die Sache. Sobald ein Geschoss länger als sein Durchmesser wird, neigt es zum taumeln. Es überschlägt sich sozusagen im Flug. Deshalb hatten schon Ötzis Pfeile diese Federn in genau richtiger Anordnung hintendran. Die hier gewählte Art die Sache zu stabilisieren ist der Drall, den das Geschoss im gezogenen Lauf mitbekommt. Auch hier muss der Zug auf die Geometrie der Munition und einiges mehr abgestimmt werden, um das Geschoss mit der Spitze voraus ins Ziel zu bringen. Da hat man bestimmt lange getüftelt.
Der Erfolg war jedoch ‚durchschagend‘ , wie der Einsatz in Solferino leider zeigte.