Neue/Alte Fassaden an den Gräben (I)
Vor kurzem bin ich in unserer Datenbank über Abwicklungspläne des Markt- und Burggrabens gestolpert. Bis auf ein paar rudimentäre Informationen ist weder in der Datenbank noch auf den Originalen nichts weiteres vermerkt. Gesagt werden kann, dass es sich um Fassadenansichten handelt, die vom Stadtbauamt kommen. Über alles weitere wie zum Beispiel Datierung, Intention etc. liegen uns keine gewissen Auskünfte vor. Es wäre möglich, dass es sich um eine Rekonstruktion der historischen Fassaden handelt. Möglich wäre auch, dass es sich um Pläne für die Neugestaltung nach Abbruch der Vorbauten handelt. Ersteres kommt uns wahrscheinlicher vor. Jeden der insgesamt fünf Pläne möchte ich Ihnen in einem eigenen Beitrag präsentieren, damit wir gemeinsam über Details diskutieren können.
Den Beginn macht der Plan für die Hausnummern 1 bis 15 des Marktgrabens. Vergleicht man dem Plan mit der heutigen Ansicht, dann bleiben viele Überschneidungen. Markante Unterschiede zu heute sind beispielsweise die unterschiedlichen Höhen, die Optik von Marktgraben 1, die unterschiedlichen Erker und vor allem die Erdgeschosse. Wenn Sie mich fragen sieht man hier Einfahrtstore eingezeichnet, was wiederum unseren Gedanken über eine Rekonstruktion historischer Fassaden bekräftigt – aber diesbezüglich würden mich andere Meinungen interessieren. Den anderen Beiträgen kann ich vorneweg nehmen, dass sich diese Erdgeschossgestaltung durchziehen wird.
Weiter ins Detail möchte ich an dieser Stelle nicht gehen und würde mich über Gedanken aus der LeserInnenschaft freuen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Pl-109c)
Sehr interessant! – Ich glaube nicht, dass im Erdgeschoss Einfahrtstore zu sehen sind. Wo hätten solche Einfahrten hinführen und was hätte sie befahren sollen? In vielen Altstädten Italiens wurden die Erdgeschosse schon ab den 1930ern zunehmend für Garagen umgebaut. „Beste“ (und damit meine ich durchaus wertend: „übelste“) Beispiele dafür sind Triest oder auch Genua, wo das immer noch verbreitet ist. Dort wohn(t)en im Ergeschoss dann keine Menschen mehr, sondern Autos, und vielerorts ist das immer noch so. Es wäre zwar denkbar, dass solche Überlegungen auch in Innsbruck gewälzt wurden, die „Autogerechte Stadt“ geisterte jedenfalls mindestens drei Jahrzehnte lang als mutmaßliches Idealbild herum und wurde punktuell auch umgesetzt, aber dort hätte selbst das aus Platzgründen m.E. keinen Sinn ergeben.
Die Gebäude sind eine schmale Zeile, dahinter befindet sich die Schlossergasse, und der Innenhof von Marktgraben 1 ist über die Seilergasse erschlossen.
Zudem sind die „Einfahrten“ nicht bodenbündig, haben unterschiedliche Formen und Breiten und sind stellenweise direkt nebeneinander angeordnet. Für mich stützt das alles die zweite These mit der Umgestaltung nach Abtragung der Vorbauten. Ich glaube, es handelt sich um Geschäftsfenster, größtenteils Schaufenster. Mit großen Fensterläden nach außen, wie sie in der Altstadt des öfteren vorhanden sind. Vielleicht für genau die Geschäfte, die aus den Vorbauten dann raus mussten und neue Geschäftslokale benötigten.
Interessant finde ich auch den tieferliegenden Bereich des Straßenraums vor Gebäude 1. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.
Ich sehe da auch Schaufenster „in alter Ausführung“ schön bogenförmig, ich nehm einmal an, das sind die früheren Magazine hinter den Vorbauten. Der vorgelagerte Verkaufsraum mag so Platz gefunden haben, das wohin mit dem dahinter befindlichen Lagerinhalt war entweder gelöst, oder der Stadt egal.
Der beobachtete tieferliegende Bereich dürfte nur den Gehsteig betreffen (Annahme). Wie man am Plan sieht, ging es nach der Sailergasse treppauf-treppab und auf erhöhtem Gehsteigniveau, wahrscheinlich dem Level der Böden in den Häusern entsprechend, bis zur nächsten Stiege am Dialereck.
Hat man nun die ganzen Fassaden rückbauen wollen oder nur die Vorbauten (Vorbauten rückbauen)? Wenn man das Haus Nr. 1 anschaut, erkennt man den Marktgraben nicht wieder. Auch auf den alten, meistens kolorierten Ansichtskarten dieses Straßenabschnitts – oft auch mit Dampflok der Lokalbahn – sieht dieses vermutlich der alten Mauer folgend rundlich in den Platz ragende Haus schon „geglättet“ aus. Also doch Fassadenanpassung?
Damit ich Herrn Schneiderbauer nicht nur recht gebe: Die kleinen Autofficine, wo in so einem Schluf zwei Fiat hintereinander repariert werden, finde ich jetzt nicht so sclimm sondern eher Teil jenes Italiens das ich liebe. Schon sich das Gestikulieren auszumalen, wenn der hintere Fiat zuerst fertig ist und beim vorderen noch die Radaufhängung fehlt, Madonna!
…BIS zu Sailergasse,,,zwischen Hinschauen und Schreiben vergeht einfach eine zu lange Zeit, Bedenklich, bedenklich.