Ein Wahrzeichen in Vergessenheit
Die Übersiedelung des Rundgemäldes jährte sich kürzlich zum 10. Mal: mit 11. September 2010 begann die Übersiedelung der über 1000 m2 großen Darstellung der dritten Schlacht am Bergisel hinauf in das neue Tirol-Panorama. Mit 11. März 2011 wurde dieses feierlich neueröffnet. Der Umzug auf den Bergisel war das derzeit letzte größere Ereignis in der bewegten Geschichte des Gemäldes.
Die Idee zur Errichtung eines „Kolossal-Gemäldes“ in Innsbruck entstand im Zuge der Tiroler Landesausstellung im Jahr 1893. Angedacht war, das Bild bis zur „Internationalen Ausstellung für Körperliche Erziehung, Gesundheit und Sport“, die im Jahr 1896 am heutigen Messegelände in Innsbruck stattfand, fertigzustellen. Hauptverantwortlich für die Anfertigung des Gemäldes war der deutsche Künstler Michael Zeno Diemer, der schon an ähnlichen Projekten mitgearbeitet hatte. Unterstützung erhielt er unter anderem von Franz Defregger. Die Finanzierung war schnell geklärt und auch ein Platz für das Gemälde wurde auch schnell gefunden: Nahe den Viaduktbögen, im heutigen Zwickel Claudiastraße – Ing.-Etzel-Straße, entstand in zweimonatiger Arbeit ein hölzernes Ausstellungsgebäude. Weniger rund lief es hingegen für die Malerarbeiten: Diese waren sehr aufwendig und dauerten drei Monate – in den letzten Wochen mussten einige Nachtschichten eingelegt und Nerven beruhigt werden – und noch am Vorabend der Ausstellungseröffnung am 13. Juni mussten einige Handgriffe getan werden, um zeitgerecht fertig zu werden. Die Innsbrucker Nachrichten bezeichnen die Situation in der Ausstellungshalle am Vorabend der Eröffnung aufgrund der Unfertigkeit als fast schon „peinlich“. Die Eröffnung am Abend des ersten Ausstellungstags soll dann aber ein voller Erfolg gewesen sein.
Interessant ist die Gewichtung bei der Schilderung der Feierlichkeiten: während in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juni die Eröffungsfeierlichkeiten in drei ganzen Seiten beschrieben wurden (sogar das Menü mit zugehöriger Wein und Bierauswahl des Festbanketts fand Eingang in den Text), wurden dem Rundgemälde nur acht Zeilen gewidmet.
Das Rundgemälde wurde im Jahr 1906 nach London gebracht und dort bei der „Imperial-royal Austrian Exhibition“ präsentiert. In der Zwischenzeit brannte das alte Gebäude ab. Als das Gemälde nach Innsbruck zurückkehrte, ließen die Besitzer von Baumeister Josef Retter die Rotunde an der Kettenbrücke als neues Zuhause des Bildes erbauen. Im Jahr 1917 wurde das Gemälde ein weiteres Mal verliehen, nämlich nach Wien, wo man im Prater ein eigenes Gebäude dafür hatte errichten lassen. Das Bild war zu dieser Zeit längst kein Besuchermagnet mehr – Vorschläge zum Verkauf oder zu einer Umgestaltung mit aktuellem Bezug (z.B. Szenen aus dem Ersten Weltkrieg) kamen auf. Diese wurden jedoch nicht realisiert und das Gemälde wurde verpackt und in der Wiener Hofburg eingelagert. Erst im Jahr 1924 kam es durch einen privaten Kauf wieder nach Innsbruck. Großes Glück hatte das Gemälde im Zweiten Weltkrieg: Glücklicherweise gingen in der Gegend kaum Bomben nieder – die Besitzer hatten zuvor verweigert, das Bild abmontieren zu lassen. Und die Rotunde? Die steht auch immer noch. Aber (momentan) leider leer.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-1-148-1).