Ich komme aus der Wirtschaft
In der „leider-nein“-Schachtel des Bauamtes findet sich ein visionäres Projekt für die vermeintlich zu verschönernde Gegend direkt vor der Markthalle, das beim Autor dieser Zeilen das titelgebende unsterblich-doppeldeutige Otto-Grünmandl-Zitat triggerte. Manche Auswüchse der wirtschaftlichen Fortschrittsgläubigkeit umweht bisweilen der Odeur einer „bsoffenen Gschicht“.
Ein wahrlich Ungetüm sollte direkt vor der Nase der Altstadt errichtet werden. Schlanke zehn Stockwerke hoch war es ein 1967 erdachter Versuch, die Moderne in die Innenstadt zu bringen. Das Ansinnen löste eine Reihe von Reaktionen aus, die in einem beigelegten Gutachten nüchtern von 1 bis 26 numeriert aufgelistet werden. Von der Oberin der Ursulinen über alle möglichen Expert:innen, Bürger:innen und auch lokalen Architektengrößen waren so gut wie alle dagegen. Das Projekt wurde nach dem hier lange bestandenen Bierwastl benannt.
Die beigelegten Skizzen, Fotomontagen und Modelle beantworten im Grunde die Frage, ob es sich hier um einen Torre oder eine Torheit gehandelt hat.
Hier ist der Plan interaktiv zu konsultieren.
Sehr empfehlenswert ist zu diesem Thema der Text in „Widerstand und Wandel“ S. 119 bis 125 in dem die Vorgänge um eine ähnliches losgelöstes Projekt in Wilten als Geburtsstunde des Ortsbildschutzgesetzes beschrieben werden.
Aber: Es ist auch einen Frage des Wie. So lieblos, wie das Projekt hier oben dargestellt wurde, wirkt es beinahe so, als hätte es beim Zeichnen schon Depressionen verursacht.
Hingegen ist zB der Beitrag von Leopold Gerstel zum Wettbwerb Hauptbahnhof zwar auch ein massiver Eingriff, der aber in den städtebauliche Kontext gepasst hätte, da die Salurnerstraße räumlich „ausrinnt“: https://aut.cc/magazin/aut-feuilleton/im-memoriam-leopold-gerstel-1925-2010/selbstportraet-leopold-gerstel-1/@@images/ae2bbf16-4286-4781-a057-825b86fadc11.jpeg;
Ich stelle mir das einst von ihm vorgeschlagene Hochhaus jedenfalls immer gerne vor , wenn ich zum Bahnhof gehe – denn der heutige Anblick ist doch etwas pimpfig. Dass irgendwas fehlt hat die ÖBB auch bemerkt. Drum hat sie genau dort groß ÖBB draufgeschrieben, da man sonst ohne Ortskenntis auch kaum drauf käme, das dort was Wichtiges ist.
Statt des gerstelschen Hochhauses haben wir jetzt zwei Hochhäuser links und rechts vom Bahnhof, was demselben rein städtbaulich schlecht bekam, war das Gebäude vorher schon duckmäuserisch, wirkt es jetzt noch kleiner und unwichtiger.
Die „bsoffene Gschicht“ vom Beitrag finde ich gar nicht so besoffen, da gibt es etliche städtebauliche Situationen in Ibk, die dieses Attribut mehr verdienen. Man denke nur an die neue Raika, das sogenannte „Q“… Ist das nicht volltrunken?