Wer reitet so spät…
Das wahrscheinlich bekannteste Gedicht deutsche Sprache inspirierte zahllose Maler, den furchterregenden Erlkönig auf die Leinwand zu bringen, ebenso wie es Komponisten lockte, es zu vertonen. Unter den letzten ist seinerseits wohl Schuberts Version die bekannteste, die 1821 in Wien uraufgeführt wurde und spätestens 1844 in Innsbruck zum ersten Mal erklang.
Goethe selbst fand für seine Ballade eine Vorlage in Johann Gottfried Herders Übersetzung Erlkönigs Tochter der dänischen Ballade Herr Oluf. Bei dieser Übersetzung wurden auch aus dem Elfenkönig irrtümlicherweise der Erlkönig. Allerdings hatte die Erle auch eine lange Tradition im Volksglauben als ein Gehölz, dass mit Unheil assoziiert wurde. Sie wächst gerne um Moorlandschaften, die den Menschen seit jeher unheimlich waren und ihr Holz läuft rot an, wenn es gefällt wird, weshalb sich der Glaube breitmachte, Geister würden in ihr hausen. Angeblich war auch das Kreuz, an das Jesus Christus geschlagen wurde, aus Erlenholz. Man kann somit diskutieren, ob sich Herder bei seiner Übersetzung einfach nur getäuscht hat, oder ob es sich um eine bewusste Interpretation handelt, allerdings ist erstere Meinung unter den Fachleuten stärker vertreten.
(Signatur sommer45_152)