Das Löwenhaustheater
Das Löwenhaustheater wurde 1893 durch die Innsbrucker Baumeister Albert und Kohnle an der linken Innseite im damals noch wenig bebauten Saggen errichtet. Das Volkstheater befand sich in unmittelbarer Nähe zum Löwenhaus selbst, das durch die Tiroler Landesfürsten zur Haltung von Löwen, Tigern und Bären errichtet wurde. Die Landesfürsten veranstalteten Tierhetzen, dessen letzte zu Ostern 1628 stattfand. Als am 14. April 1636 die Pulvermühle an der kleinen Sill in die Luft flog, geriet auch das Löwenhaus durch Flugfeuer in Brand und brannte total nieder, wobei zwei Löwen umkamen. Im Jahre 1714 baute der damalige Statthalter Herzog Carl Philipp zu Pfalz-Neuburg das Löwenhaus wieder auf, machte aber ein Brauhaus daraus, das es noch heute ist.
Im Löwenhaustheater hingegegen fand im Jahre 1899 die Festversammlung zum 1. Mai statt. Ferdinand Exl gründete 1902 die „Erste Tiroler Bauernspiel-Gesellschaft“ mit Sitz in Wilten und übersiedelte ab 1904 als Exl Bühne ins Löwenhaustheater. Das Theater hatte ein Fassungsvermögen von 1000 Personen, war ein reines Sommertheater und besaß ein eigenes Restaurant. Das Ensemble bestand aus 30 Personen, darunter waren auch Verwandte des Direktors. Da der Theaterdirektor auch Geschäftsmann war, kamen vor allem Lustspiele zur Aufführung, es wurden aber auch ernsthafte Stücke von Ludwig Anzengruber und Karl Schönherr gezeigt.
Während des Ersten Weltkrieges gab es Wohltätigkeitsvorstellungen dessen Reinerlös Direktor Exl zu gleichen Teilen dem Roten Kreuz, den eingerückten Soldaten und deren Zurückgebliebenen widmete. Am 17. September 1927 feierte das Ensemble in einer Festvorstellung sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Im Anschluss fand in den Stadtsälen die Verleihung des Ehrenzeichens der Republik Österreich an Ferdinand Exl statt. Pfingstsonntag 1958 war ein Schreckenstag: Das alte Löwenhaustheater stand in Flammen und brannte in einer der größten Brände der Innsbrucker Stadtgeschichte ab! Eine Ära ging zu Ende.
Die abgebildete Ansichtskarte zeigt den Eingangsbereich des 1893 bis 1958 existierenden Löwenhaustheaters in Blickrichtung Nordosten. Auf der Treppe sind zahlreiche Besucher und Besucherinnen zu sehen, unter anderem auch einer in einer k. u k. Uniform. Auf der linken Ecke des Gebäudes ist das Straßenschild „Akademie Straße“ (ab Dezember 1906 Name der heutigen Karl-Schönherr-Straße) lesbar. Interessant ist die Bezeichnung Variété Innsbruck und lässt in seiner Festlichkeit eine Verbindung zu den großen Berliner und Pariser Variétés der 20er und 30er Jahre erahnen.
Auf dem Areal wurde 1972 das von Gustav Peichl entworfene ORF-Landesstudio Tirol eröffnet.
Verfasser: Bernhard Andergassen
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Sommer-1-137)
„an der linken Innseite“???