Der Burg-Schloss-Tempel im Saggen
Der obige Plan liefert die Lösung des mittlerweile ein Jahr alten Rätsels einer mutmaßlichen „Geisterburg„, das auch nach monatelangem Dornröschenschlaf bzw. zweier Ergänzungsfotos des Ganges und Treppenhauses unerkannt blieb. Wie schon einmal geschrieben, überfielen mich zwischenzeitlich Zweifel, die noch nicht gänzlich verschwunden sind. Kann es wirklich sein, dass niemand das Innere bzw. die Türen der Handelsakademie erkennt? Liegt vielleicht ein Fehler vor? Selbigen würde ich aber eher ausschließen. Die Aufnahmen sind nämlich eingebettet in eine ganze Serie von Außenaufnahmen, Innendetails und Fotos von Plänen der Handelsakademie (KR-PL-3743 bis KR-PL-3757). Womöglich hat es damit zu tun, dass das Gebäude seit der Errichtung stark umgestaltet wurde? Oder dass unsere Leser:innenschaft nicht der Handelsschüler:innenschaft entstammt?
Die „Situation“, die der obige Plan darstellt, stammt aus den Baujahren des betreffenden Gebäudes, spätestens von 1905. Schließlich liegt es hier an der Ecke der „Saggen-Straße“ (richtig eigentlich Saggengasse; seit 1933 Kaiserjägerstraße) mit der Gänsbacherstraße, deren westliche Verlängerung 1906 in Anlehnung an das gerade fertig gestellte Gebäude zur Akademiestraße wurde, bevor sie zu Jahresende 1927 ihren heutigen Namen, Karl-Schönherr-Straße, erhielt.
Lukas Morscher hat schon vor einiger Zeit einen wunderbaren Blick auf den brandneuen „Tempel des Wissens“ präsentiert, für deren Errichtung die Kunsttopografie einmal 1904-1906 und einmal 1903-1905 nennt. 1905 dürfte stimmen, zumindest ist die Handelsakademie über die Weihnachtsfeier 1905/06 eingezogen. Womöglich stammen die Fotos dieser Serie – die laut unserer Datenbank vom Stadtbauamt angefertigt wurden – aus diesen Tagen.
Am 1. Februar 1906 führten die Innsbrucker Nachrichten ihre Leser:innen auf einen ausführlichen virtuellen Rundgang durch das Gebäude. Räume mit der Ausstattung der ersten beiden Fotos werden darin nicht genannt. Ob sie sich mit den Lageplänen zuordnen lassen? Von der Beschreibung her erscheint mir eigentlich kein Raum wirklich zu passen…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-PL-3754 bis, KR-PL-3757)
Ups, da lagen wir aber voll daneben. Tatsächlich war ich dort noch nie drinnen. Werde ich aber bestimmt nachholen.
Ich akzeptiere die Lösung, die Stiegen lassen sich unter der Voraussetzung, dass Säulen im Plan nicht eingetragen sind zuordnen, laut Plan blicken wir auf die Garderoben, und dort sieht man auch am Foto Hüte. Ich kann mir aber nach wie vor nicht denken, dass die Fotos mit dem Pseudorittergerümpel zu einer Schule gehören. Und die abgebildete Tür (zweites Foto) paßt doch nirgends in den Plan und auch nicht zu einem Neubau? Und das durch Abdunklung zum Vorschein kommende Haus https://postimg.cc/MnCSW6Tv im Hintergrund ist auch keine ausgesprochene Saggenvilla.
Kann es sein, dass einstens ein Archivar zwei herumliegende Fotos nur auf Grund der bemalten Pseudogotik mit den Fotos vom Stiegenhaus der HAK assoziierte ohne genau hinzuschauen (solche Archivare gibts nicht, schon gar nicht Archivarinnen)?
Die Bilder erinnern mich an meine Studienzeit bei den Ravenclaws auf Hogwarts. Die mir sympathischen Hufflepuffs (der Hut war lange unschlüssig, ob ich nicht besser dorthin passe) hatten so ein gemütliches Ramasuri. Das in Pomp and Circumstances vertonte Treppenhaus führte hinauf zu den versnobten Gryffindors. Das Foto mit dem „Beichtsuhl“ zeigt tatsächlich etwas ähnliches, es war die kleine Kammer, in welchem das richtige Passwort zum Eintritt ins Haus Slytherin genannt werden mußte. Im Flüsterton natürlich.
Treppe: https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/armin-wolf-war-zu-gast-in-der-hak-innsbruck_a1598572 ?