Ein Platz mit Geschichte
Bei diesem schönen Wetter bietet sich für Geschichtsinteressierte ein Ausflug in die mittelalterliche Altstadt von Hall an.
Das Beitragsbild zeigt eine Postkarte mit dem dortigen Stiftsplatz, der schon öfters als Filmkulisse für Historienfilme diente und heute gerne für Veranstaltungen genutzt wird.
Wichtigstes Gebäude auf dem Platz ist das ehemalige Königliche Damenstift, das 1566 von Erzherzogin Magdalena von Österreich, der Schwester von Erzherzogin Ferdinand II., gegründet wurde. Die Kirche am rechten Bildrand, das daran anschließende Klostergebäude und das nicht an den Stiftsplatz angrenzende Sommerhaus bildeten den Komplex des ehemaligen Damenstifts. Es sollte adeligen und bürgerlichen Frauen ein gottgefälliges, frommes und zurückgezogenes Leben ermöglichen und bestand bis zur Aufhebung unter Kaiser Josef II. im Jahr 1783. Danach wurden die Gebäude lange Zeit für profane Zwecke genutzt – unter anderem war in ihnen das Stadtspital untergebracht – bis 1912 der belgische Orden Filles du Sacré Coeur einzog. Aufgrund ihrer Kleidung werden die Ordensschwestern in Hall gerne als Weiße Tauben bezeichnet. Die Beschriftung der nicht datierten Postkarte ,,diese Kirche wurde am Donnerstag eingeweiht“ könnte sich auf die Wiedereinweihung der Kirche in diesem Zusammenhang beziehen.
Bei der frontal gezeigten Kirche mit Turm handelt es sich um die ehemalige Jesuitenkirche, die 1610 geweiht wurde. In der Weihnachtszeit kann man dort eine der ältesten Krippen Tirols bewundern: Die Figuren aus dem beginnenden 17. Jahrhundert sind in teils kostbare Gewänder gehüllt, haben aus Wachs bossierte oder aus Holz geschnitzte Köpfe und tragen vereinzelt Perücken aus Echthaar.
Autorin: Maria-Gracia Winkler
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck: Ph-13053; Foto Krippe: Maria-Gracia Winkler)