Imperiale Symbolik I. – Kaiserliche Doppeladler an der Innsbrucker Hofburg
Auch wenn die Monarchie seit dem Thronverzicht Kaiser Karls und der Ausrufung der 1. Republik 1918 de facto nicht mehr existiert, können wir im Stadtbild von Innsbruck noch etliche Zeugnisse des imperialen Erbes der Habsburger wiederfinden. Ein markantes Zeichen der über 650 – jährigen Herrschaft der Habsburger über Österreich stellt die kaiserliche Hofburg in Innsbruck dar.
Das eindrucksvolle Burggebäude diente als Sitz der Tiroler Landesfürsten sowie Wohnsitz verschiedener Angehöriger der Dynastie bis zum Ende der Monarchie. Das heutige Aussehen der Hofburg verdanken wir Kaiserin Maria Theresia, die ab 1754 die bereits bestehende mittelalterliche Burganlage im Rokokostil nach Plänen von Johann Martin Gumpp umbauen ließ.
Betrachten wir die Außenfassade der Anlage so entdecken wir auf der Seite des Rennwegs gelegen unter den Giebeln zwei mächtige kaiserliche Doppeladler. Dabei galt die Darstellung von Adlern in der Heraldik als sehr beliebt bei Fürsten und Adel – wurde dieser doch als „König der Lüfte“ charakterisiert.
Bereits die römischen Herrscher der Antike führten diese imposanten Flugtiere als Zeichen ihrer Macht. Das oströmische Kaisertum übernahm in der Nachfolge des römischen Imperiums dieses Herrschaftszeichen und fügte dem ursprünglich einköpfigen römischer Adler einen zweiten Kopf hinzu. Die Symbolik sollte auf die weltliche und geistliche Macht des byzantinischen Kaisers verweisen.
Die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches sahen sich als Nachfolger der antiken Imperien an und verwendeten wiederum den Doppeladler als Erkennungszeichen und Machtsymbol. Auch die Habsburger führten nach dem erstmaligen Erlangen der Königswürde unter Rudolf I. im Jahr 1273 den Doppeladler als Wappentier und ergänzten diesen durch ein Herzschild mit ihrem Stammwappen und denen ihrer Ländereien.
Im Zuge der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs und der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II./I. 1806 übernahmen die Habsburger jedoch Teile der prestigeträchtigen Symbolik des Alten Reiches für das neu gegründete österreichische Kaisertum. Der einstmalige römisch-deutsche Doppeladler verlor seinen Heiligenschein und wurde stattdessen mit der Rudolfskrone – der Hauskrone der Habsburger – gekrönt. Zudem erhielt das Wappentier durch die Personalisierung seitens der Habsburger weitere Attribute überreicht. So hielt der Adler Zepter, Schwert und Reichsapfel in seinen Klauen und war mit den Orden des Goldenen Vlies behängt.
In der Doppelmonarchie Österreich – Ungarn (1867-1918) stand der Doppeladler nach volkstümlicher Auslegung für die zwei Reichshälften „Cisleithanien“ (Österreich) sowie „Transleithanien“ (Ungarn) und war allgegenwärtig in der Öffentlichkeit vertreten.
Zurück zu den Doppeladlern an der Innsbrucker Hofburg. Diese sind in zweifacher Ausführung angebracht. Zum einen befindet sich auf der Attika der Ostseite das Wappen Kaiser Franz I. von Österreich in der Form des kleinen Wappens. Dieses zeigt wie gewohnt einen schwarzen gekrönten Doppeladler, mit freischwebender Kaiserkrone. In den beiden Klauen hält dieser ein goldenes Zepter, Schwert und Reichsapfel. Zentral befindet sich ein Herzschild, dass die Wappen Österreichs, Habsburgs und Lothringens fasst. Umringt wird dies durch die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies.
Die Besonderheit bei dieser Ausführung liegt jedoch beim dargestellten Hochmeisterkreuz, welches durch das Herzschild teilweise verdeckt wird. Die Aufnahme des Tatenkreuzes des deutschen Ritterordens in das Habsburgerwappen gilt als seltene Form und war nur zwischen 1806 und 1815 in offizieller Verwendung.
Der zweite Adler befindet sich auf der gegenüberliegenden Ostfassadenseite und zeigt eine fast identische Darstellung. Mit der Ausnahme, dass statt des genealogischen Wappenschilds der Habsburger, ein goldenes Brustschild mit kaiserlichen Initialen „F.I“ für Kaiser Franz I. angebracht ist.
Die beiden imperialen Darstellungen wurden anlässlich der Rückgabe Tirols an Österreich durch Bayern im Jahr 1814 angebracht. Die kaiserliche Hofburg zählt zum einzigen erhaltenen Baudenkmal Österreichs, wo diese Form der Doppeladler mit Hochmeisterkreuz erhalten geblieben ist.
(Fotos Privat)
Fabian Woloschyn