Zur Pockenschutz-Impfung
Eines der wohl am meisten kursierenden Wörter in der heutigen Zeit ist wohl „Impfung“ oder auch „Impfstoff“. Ausnahmsweise soll es hier aber einmal nicht um den Corona-Impfstoff gehen, sondern um eine Krankheit, die die Menschheit viel länger, wahrscheinlich über Jahrtausende, beschäftigt hat. So dürfte etwa die „Antoninische Pest“ die in den Jahren 165-180 n. Chr. in großen Teilen des Römischen Reichs wütete, den Symptomen nach eine Form der Pocken gewesen sein. Der zeitgenössische Arzt Galen beschreibt im seinem Hauptwerk Methodus medendi die Symptome Fieber, Durchfall und makulösen sowie pustulösen Hautausschlag ab dem neunten Krankheitstag. Als Heilungsmethode schlug er vor, die Pusteln aufzukratzen bzw. diese durch Hautverletzungen herbeizuführen – beeinflusst von der Viersäftelehre glaubte er, dass die durch die Krankheit verursachten Giftstoffe nur durch einen heftigen Ausbruch der Pusteln aus dem Körper ausgeschieden werden könnten.
Ein zeitlicher Sprung ins 19. Jahrhundert: die Methoden, um die Krankheit loszuwerden, haben sich (zum Glück) seit der Antike stark geändert. Man setzt nun auf Vorbeugen statt auf Behandeln: im Laufe des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Pockenschutz-Impfung in vielen Teilen Europas. Auch hier in Innsbruck hielt der Impfstoff Einzug: ein gewisser Herr Ludwig Kirschner (möglicherweise ident mit Schlossermeister Kirschner in der Altstadt?) beispielsweise erhielt die Impfung im Jahr 1872, wie uns das hier abgebildete Impfzeugnis verrät:
„[…] ist vom Unterzeichneten Im Jahre 1872 den 23. (?) May mit Schutzpockenstoffe geimpft worden, und hat die ächten Schutzpocken ordentlich überstanden.“ Nicht ganz erschließt sich mir das angegebene Alter von Kirschner: 16 Jahre? 16 Monate? 16 Wochen?
Impfpflicht für Pocken in der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es damals allerdings keine. Erst 1939 wurde mit der „Einführung reichsrechtlicher Vorschriften zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten in der Ostmark vom 14. Juli 1939“, deutsches zu österreichischem Recht und somit auch in Österreich die Impfpflicht eingeführt. Die Impflicht für Pocken wurde in Österreich bereits 1977 abgeschafft und seit 1980 gelten sie offiziell als weltweit ausgerottet. (Quelle: Addendum)
(Stadtarchiv Innsbruck, VO-357)