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Zum Maximilian-Venus-Bad In Der Riedgasse II

Zum Maximilian-Venus-Bad in der Riedgasse II

Nachdem die über 200 Jahre andauernde Ära der Familie Liebl im Jahr 1842 mit dem Verkauf des Maximilian-Venus-Bades zu Ende gegangen war, erfolgte ein häufiger Besitzerwechsel. Zuerst ist aber noch folgendes über den Verbleib der Liebls zu erzählen:

„Vom Geschlecht der Lieb in Hötting zeugt heute noch ein altersgrauer Grabstein an der Rückmauer der alten Höttinger Kirche, den Anna, die älteste Tochter des Karl Liebl ‚zum Andenken der allhier Begrabenen aus der Familie Liebl, besonders‘ ihrer Eltern Karl und Catharina Liebl geb. Kössl und ihres Bruders Mathias errichten ließ.“ (Literaturangabe siehe unten)

Besagte Anna verkaufte an Johann Spielmann, der aus einem landwirtschaftlichen Betrieb kam. Er und seine Familie hatten zuvor noch keine Erfahrung im Badebetrieb. Einige der heftigsten Ausbrüche des Fallbachs erfolgten während seiner Tätigkeit im Venusbad. Entgegen diesen Widrigkeiten florierte der Badebetrieb: Mittlerweile gab es 30 Badezimmer und Leute reisten von weither, um die mineralischen Kräfte des Wassers zu nutzen. Ebenfalls gab es ein sogenanntes „Wannenhaus“ mit mehreren Wannen in einem Raum, welches aufgrund der geringen Preise auch der ärmeren Bevölkerung offenstand. Auch bedürftige Kranke konnten dort auf Kosten der Stadt Innsbruck und der Gemeinde Hötting baden. Der immense Andrang ging jedoch auf Kosten der Gesundheit der Betreiber: Maria Spielmann, die Frau des Johann und Mutter von zehn Kindern, starb mit nur 48 Jahren im Jahr 1855 an „Auszehrung“. Kurz darauf erfolgte der Konkurs trotz des gut laufenden Badebetriebs: Die Verschuldung durch Ankauf und die Verwüstung des Baches waren zu groß, zusätzlich war nun Johann Spielmann alleine für seine zehn Kinder verantwortlich. Nach dem Konkurs verdingte er sich als Tagelöhner und starb im Jahr 1860.

In den Folgejahren wechselte die Liegenschaft rund alle fünf Jahre den Besitzer, meist im Rahmen einer Versteigerung. Zu erwähnen ist etwa Josef Brix, der das Badeanwesen im Jahr 1878 erstand und 20 Jahre lang Besitzer blieb. In diese Zeit fiel auch die Pacht des Bades durch die Familie Steffan. Diese ist keine unbekannte in Hötting: Später wird Familie Steffan den Rainerwirt (heute Schneeburggasse 8) betreiben und Alois Steffan sollte von 1902 bis 1915 ebendort als Gemeindevorstand residieren. So weit so bekannt. Was vielleicht weniger bekannt ist: er errichtete im Souterrain auf der Vorderseite Richtung Höttinger Bach einige Räume zum Badebetrieb.

Nun aber zurück an den Fallbach: Zu erwähnen ist noch die Familie Pitscheider, die ab 1898 in den Besitz des Venusbades war. Aus der Feder Josef Pitscheiders stammt auch die Broschüre, die diesen Beitrag ziert und im Jahr 1902 erschien. Die Behandlungen klingen ähnlich zu heutigen Wellness- und Spa-Angeboten:

Josef und seine Frau Aloisia richteten modernisierten das Bad, das nun auch als Gasthof geführt wurde, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg, etwa wurden die hölzernen Wannen durch emailliert ersetzt. In dieser Zeit wurden auch Fremdenzimmer für die Gäste von weither eingerichtet, die jedoch auf Kosten der Badezimmer gingen, von denen es nun nur noch 16 gab. Nachdem der Sohn Karl im Zweiten Weltkrieg gefallen war, starb auch wenig später der Vater Josef Spielmann im Jahr 1946 als tragisches Opfer eines Verkehrsunfalls. Witwen und Töchter führten den Betrieb weiter, doch beschlossen sie im Jahr 1957, den Badebetrieb aufzulassen.

(Foto: Stadtarchiv Innsbruck, Fl-465)

Nachzulesen ist die ganze Geschichte bei: Hans Katschthaler, Zur Geschichte von Hötting. Das Maximilian-Venusbad am Fallbach und die Höfe des Höttinger Ried, Innsbruck 1966.

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