Durch die Linse
Die zwei Praktikantinnen aus dem Stadtarchiv Nürnberg waren im Februar auch zu Besuch im Neuen Landhaus und haben sich gespannt in die Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ geschlichen – ganz offiziell! Die Ausstellung in den früheren Repräsentationsräumen ist klein, kompakt und übersichtlich aber allemal aussagekräftig genug. Dabei stolperten wir zu absolut niemandes Überraschung natürlich irgendwann bei den ausgestellten Fotos über den Namen Heinrich Hoffmann (geboren 1885 in Fürth).
Es wurde bereits hier berichtet, dass Hoffmann durch die Zahlungen über Urheberrechte an seinen Fotos zum Millionär wurde (im Jahre 1935 sind Umsätze bekannt). Was aber noch viel erschreckender ist, mit welcher Inbrunst er bereits seit den Anfängen an der Ideologie festhielt und sie mitunter auch mit vorangetrieben hat. Welche Wellen sein persönliches Wirken geschlagen hat.
1919 publizierte er schon einen populistischen und stark antisemitischen Bildband Ein Jahr bayrische Revolution im Bilde. 1920 trat er als Nr. 925 der ursprünglichen DAP/NSDAP bei, bei der neu gegründeten NSDAP belegte er Platz Nr. 59.
Hätte er nicht in München zur Zeit der Revolution und Räterepublik das Treiben fotografisch dokumentiert, wäre der propagandistische Grundstock an Bildern für die Nationalsozialisten deutlich magerer ausgefallen. Hätte er sich nicht mit einer neuen Filiale in München niedergelassen, hätte Hitler dort Hoffmanns Angestellte Eva Braun vielleicht nie kennengelernt.
Durch die Gleichschaltung der Presse und den immer stärker werdenden Führerkult konnte Hoffmann mit seinem Privatunternehmen die Monopolstellung als „Reichsbildberichterstatter“ weiter etablieren. Zu einer Zensur unerwünschtem Bildmaterials musste man ihn nicht mal mehr erinnern. Er besaß europaweit mehrere Filialen, darunter in Den Haag, Straßburg, Krakau und 1938 auch in Wien (Allgemeine photographische Zeitung). Professor wurde er Dank Hitler auch noch. Dass er dann auch noch später in der Kommission zur „Verwertung der beschlagnahmten Werke entarteter Kunst“ war und zu einem signifikanten Teil des Kunstraubes der Nationalsozialisten beigetragen hat, überrascht wahrscheinlich auch keinen mehr. Zu einer Verurteilung deswegen kam es nie.
Sein späteres Leben nach dem Zweiten Weltkrieg war in Anbetracht seines aktiven Mitwirkens recht beschaulich. Zwar wurde zu Anfang der Gefängnisstrafe von nur vier Jahren sein Gesamtvermögen und Besitz konfisziert, aber er erhielt nach seiner Entlassung durch einen separaten Prozess knapp 20% seines Vermögens und sämtliche Bilder aus der Staatsgemäldesammlung zurück. Hoffmann verstarb 1957 in der Nähe von München.
Wer sich einen kleinen Einblick in die Fotos von Hoffmann verschaffen will, der hat bei der Bayerischen Staatsbibliothek und der National Archives and Records Administration in Maryland (Section 242.28) einen guten Einstieg. Besonders befremdlich unter den tausenden Propagandabildern wirken die vereinzelten Fotos aus dem Alltag.
Sebastian Peters hat 2019 einen sehr ausführlichen Artikel zu Heinrich Hoffmann im Historischen Lexikon Bayerns verfasst, den wir hier für die Einstiegsrecherche genutzt haben und nur wärmstens empfehlen können.
P.S.: Die Ausstellung geht nur noch etwas mehr als ein Monat, bis zum 4. Mai 2024, Mo – Sa, 9 – 17 Uhr. Für sagenhafte 0 € Eintritt. Sattelt die Hühner und auf geht’s! Und wer dann schon im Thema drin ist, sollte natürlich auch bei uns vorbeischauen. Unsere Ausstellung „Hitler Entsorgen“ läuft noch bis zum 3. Mai 2024.
Lara Bonfig und Lisa Jüriens (Praktikantinnen aus dem Stadtarchiv Nürnberg)
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-25243)