Kreid est weiß
Das Hotel Kreid kann sich beileibe nicht beschweren, hier in unserem Blog zu wenig vorgekommen zu sein; die werten Kollegen haben ganze Serien von Glanz und Ende des Hotels hier gepostet und immer noch einen Aspekt der Stadtgeschichte herausgearbeitet. Das Foto des Tages stammt von Fritz Nickel und zeigt einen ganz in weiß erstrahlenden Nachkriegs-Bau etwa im Jahr 1950. Zu der Zeit residierten hier noch teils französische Offiziere, so wie 1918 schon italienische. Die Fassades des Hotel Kreid hat sich über die Jahre dem Geschmack des Publikums angepasst… offenbar war das Innere nicht erhaltenswert, weshalb es 1970 dann durch die semi-brutalistische Kreidpassage ersetzt wurde. Das Hotel war bis zuletzt Eigentum der Familie Andreatta, die in die namensgebende Familie Kreid eigenheiratet hatte.
Die zwei Läden in der Meinhardstraße 16 wurden hier noch nicht beleuchtet. Die Friseure Vater Jakob und Tochter Elisabeth Ferschl betrieben den Salon an diesem Eck bereits seit den 1910er Jahren und bis 1961. Das Tuchwaren-Geschäft des Goffried Gröber übersiedelte 1913 von der Kiebachgasse in die Meinhardstraße 16. Gröbner, 1878 in Bruneck geboren, heiratete 1907 in Wilten Angelika Dilitz. Die Familie mit drei Söhnen wohnte lange nebenan in der Meinhardstraße 12, nach 1945 in der Wilhelm-Greil-Straße ebenfalls sehr nahe. Die Gewerbe und Gesellschaften der Familie wurden wohl in Verbindung mit dem Neubau 1971 stillgelegt. Das Tuchhaus pflegte eine leise Firmenpolitik, schaltete Annoncen oft nur in den Kleinanzeigen und versuchte nach dem Bau der Landwirtschaftkammer, Kund*innen in der Bauernzeitung zu gewinnen.
Das Foto entstand nach 1955, da das Hotel in diesem Jahr nach der Besatzung renoviert wurde. Besitztechnisch gehörte das Hotel 1970 zu 50% den zwei Brüdern v. Andreatta, zu 25% Trautl Liensberger und zu 25% meiner Großmutter Sieglinde Liensberger-Eimannsberger. Der Abrissgrund war die fehlende sanitäre Erschliessung, d.h. es gab kaum fliessend Wasser und keine Zentralheizung in den Zimmern.
Vielen Dank für diese Informationen. Bei Nachschau in der Heimatrolle habe ich gesehen, dass der 1970 breits verstorbene Gatte von Traudl (Ermentraud) Liensberger, Hoteldirektor Harald Liensberger, infolge Adoption den Doppelnamen Liensberger-Kreid angenommen hatte.
Ja, Harald Liensberger und seine Schwester Sieglinde Liensberger wurden in den 1950ern von Hans Kreid, dem Chef des Hauses, adoptiert und erbten somit seine 50% am Hotel. Johann Kreid, der Gründer des Hotels, hatte drei Kinder: Hans Kreid, Maria Kreid (verehelichte v. Andreatta und Besitzerin der anderen 50% des Hotels) und eine zweite Tochter (verehelichte Glesinger wurde beim Erbe des Johann Kreid ausbezahlt).