Wer spielt die erste Geige?
Das Titelbild des heutigen Beitrags zeigt ein Plakat einer Ausstellung des Ferdinandeums zu Jakob Stainer aus dem Jahr 1983.
Jakob Stainer war ein während des 17. Jahrhunderts in Tirol lebender und wirkender Geigenbauer. Wie genau der Sohn eines Bergknappen zu diesem Beruf kam, ist nicht ganz eindeutig. Überliefert wird, dass er am Beginn seiner Karriere mobil Aufträge – darunter sowohl Reparaturen, als auch Neubauten von Violinen, Bratschen und Kontrabässen – erledigte, etwa in Salzburg, München oder Venedig. Sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt blieb über diese Zeit jedoch Absam.
Bereits vor Jakob Stainer bildete Tirol ein wichtiges Zentrum für Geigen- und Lautenbauern. Der früheste überlieferte Lautenmacher, Erhard Pöcht, lebte bereits rund 200 Jahre vor Jakob Stainer und führte gegen Ende des 15. Jahrhunderts vor allem Aufträge von Herzog Sigmund „dem Münzreichen“ aus.
Um zu unserem Titelbild zurückzukommen, ist neben der prominent abgebildeten Geige bzw. Violine links davon auch eine Laute abgebildet. Diese beiden Instrumenten werden nicht nur auf dem Plakat gemeinsam dargestellt. Auch ihre Herstellung war Jahrhunderte lang eng miteinander verknüpft, wurden sie doch bis zum frühen 19. Jahrhundert von demselben Berufsstand, den Lauten- und Geigenmachern, hergestellt.
Ein essenzieller Bestandteil der Instrumente, die Saite, wurde aus Darm von Tieren gefertigt. Nach dem Inhalt des dargestellten Aktes aus dem Jahr 1752 wurden die bei ausgewählten Metzgern abfallenden Därme, auch Saitlinge genannt, wöchentlich von Geigen- und Lautenherstellern abgeholt, um sie anschließend weiterzuverarbeiten. Ein Teil der Saitlinge kam allerdings auch dem Berufsstand der Seiler zu.
Der genannte Akt zeigt auf, dass dies auch zu Konflikten zwischen dem Seilerhandwerk und den Saiteninstrumentenherstellern führen konnte. So bat der Geigen- und Lautenmacher Johann Georg Psenner darum den Seilern zu verbieten Saiten herzustellen und zu verkaufen. Diese suchten als Reaktion darauf an, die Saiten weiter verkaufen zu dürfen. Dieser Konflikt führte schließlich zu einer Regulierung der zu kaufen erlaubten Menge von Tierdärmen. Bei Nichteinhaltung folgte eine Strafe von 5 Talern.
Carla Warbanoff
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Pt-8173; Akt 562/1752)
Literatur:
Rudolf Hopfner, „Geigen- und Lautenbau“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online (Hg. Barbara Boisits), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cecb, 27.01.2024.
Erich Tremmel, „Stainer, Jacob‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online (Hg. Barbara Boisits), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e329, 27.01.2024.
I wollt in meiner Jugend amal ein weltberühmter Geiger werden. Heut bin i zwar weltberühmt, aber koan Geiger.