Ein Mal in die andere Richtung
Ja, wir haben schon öfters auf diese Grünflächen geblickt. Aber meist – oder immer? – weiter nach rechts oder wie Geographen das nennen. Die heutige Blickrichtung ist auf den ersten Blick eigentlich recht unspektakulär. Aber hier verstecken sich haufenweise Details, die eine Besprechung verdienen. Zum Beispiel der seltsame weiße Streifen von rechts bis in die Bildmitte. Das Gebäude an dem Streifen habe ich auch schon länger nicht gesehen.
Die Schrebergärten sind akkurat bepflanzt und die Ernten scheinen nicht mehr weit entfernt zu sein. Ich würde sagen wir befinden uns nach der Radieschenzeit. Hat man damals eigentlich schon Tomaten angepflanzt oder war die Frucht noch von der „untreuen Tomate“ in Verruf?
Ich freu mich schon auf zahlreiche Beobachtungen aus dem Pradler und dem Wiltener Blickwinkel.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Kr/Ne-7937)
Wieder einmal die verschwundene Wiese zwischen Duilestraße und Beginn der Stubaitalbahn, links unverwechselbar das Raiffeisen Lagerhaus. Der weiße STrich deutet auf einen Straßenbau hin, man wird mit der Konzertbrücke plus Nebenstraße begonnen haben. Die Stromleitung führt nach Pradl, soviel hat mir der Herr Roilo schon beigebracht.
Nein, Herr Hirsch, habe ich nicht! Wenn, dann käme sie von Pradl 😉 Aber in Wirklichkeit kommt sie meines Wissens (vielleicht meldet sich ein wirklicher Fachmann und korrigiert mich) vom Umspannwerk Thaur, quert etwas overhalb der ehemaligen Mulldeponie Peerhöfe den Inn, teilt sich dann vor dem Baggersee in den Ast zum UW Ost und zum UW Wilten – mehr oder weniger parallel zur Autobahn geht’s nach Wilten – Pradl wird dabei nie berührt.
Jaaa, der weiße Streifen – die jetzige Pastorstraße.
Beim Konsumgebäude hinüber Richtung Neuhauserstraße ist die „Achterbahn“ der „Einser“ über die Bahngeleise zu sehen.
„Jaaa, hier wird uns was für unser Geld geboten“ meinte ein Gast aus unserer nördlichen Nachbarbundesrepublik zu seiner Gattin. Seinem Gesichtsausdruck nach war er eher belustigt darüber, wie sich die Einser über diese Brücke quietschend schraubte.
Die „Würstlmann-Villa „steht bereits – aber von einer Konzertkurve – oder -brücke sehe ich eigentlich nichts.
Noch eine Frage: Ganz links – neben der Villa – ist das das Umspannwerk – oder schon die Raiffeisen-Zentrale?
Was die Schrebergärten im rechtwinkligen Dreieck – nördlich des Streifens der späteren Pastorstraße und östlich des Konsumgebäudes – anbelangt – die scheinen auch schon zum Teil verschwunden zu sein….
Ob zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon ein Plan – oder zumindest ein Entwurf! – für Herrn Rettenbachers lauschige Unterführung existierte? Und wenn ja – von welchem Genie stammte dieser Entwurf? Ich fürchte, wir werdens nie erfahren…
https://postimg.cc/2Vn6R83x
Da schaut man in die andere Richtung, man sieht wieder die grell weiße Fläche, der Umbau der Pastorstraße und die Konzertbrücke. Wie man sieht, ist diese auf unserem Archivfoto grade außerhalb des Bildes neben der (inzwischen verschwundenen) Villa.
Das Umspannwerk sehe ich nicht, wenn das Gebäude mit den Fensterschlitzen und den beiden vorspringenden Treppenhäusern(?) gemeint ist, dann ist das das Lagerhaus vom Warenverband.
Immer vergiß i was. Der Plan der Unterführung dürfte zu diesem Zeitpunkt sicher schon baufertig vorgelegen sein. Ich nehm fast an, daß das das Werk der Baudirektion der ÖBB gewesen sein wird. Vielleicht weiß Herr Schröter etwas Jenaueres.
Da muss ich den Herrn Professor Morscher doch korrigieren. Es stehen Heumandln, also erste Mahd schon geschehen. Da ist es zu warm für Radieschen und auch viele Salate mögen nimmer so recht. Es dürfte Juli sein. Das Jahr lässt mich die Pflanzenwelt jedoch nicht erraten.
Lieber Stephan,
Drum tu ich nur raten und staune, was der Fachmann sagen kann. Was mich noch zur Frage führt, wann die Tomate bei uns als Massenpflanze allgegenwärtig wurde. Hast Du eine Idee, wann die Tomate im Botanischen Garten Einzug gehalten hat?
Beste Grüße,
Lukas
Bei uns hat es seinerzeit nur Paradeis gegeben (auch nicht Paradeiser). Kann mich nicht erinnern, dass daheim irgendwer jemals Tomate gesagt hat! Tomate habe ich erst im Ötztal gehört, die ja diese Frucht überhaupt nicht gekannt haben und erst durch den Fremdenverkehr auf die Tomaten gekommen sind. Auch wurden in unserem Garten nie Paradeis angepflanzt und interessanterweise kamen sie auch nie in unserer Küche vor – möglicherweise hat sie Tante Anni, die für alle gekocht hat, selbst nicht mögen! Spaghetti mit Paradeissoß kannten wir auch nicht, so etwa kam erst mit den Beginn der Südtirolfahrten in der zweiten Hälfte der 50er auf, am Brenner schon aß man „a pasta schutta“. Nudeln gab es sowieso nur als Hörndln, Bandnudeln oder Suppennudeln. Statt Kartoffel gab es auch nur Erdäpfel oder Badatti!
Ein ca. 15 Jahre späterer Blick in die selbe Richtung (26. September 1970), aber dafür mit Umspannwerk:
https://postimg.cc/vcQ9TPTJ (Foto: unbek., Negativ in meiner Slg.)
Das Bild würde ich auf ca 1948 datieren. Der Plan für den Bau der Konzertkurve ist schon vorgelegen, eigentlich schon seit ca. 1917 als der städtische Planer Konzert eine neue Verbindung der Arlbergbahn zum Hauptbahnhof plante. Der weisse Strich dürfte eine allererste Vorbereitung für den Bau sein.
Man muss sich vorstellen: die Arlbergbahn wurde damals vom Südbahn-Bahnhof Innsbruck zu den freien Feldern im Süden von Wilten mit der dortigen kleinen Haltestelle Innsbruck-Wilten geplant. Man querte zwar die Strasse nach dem südlichen Tirol, aber das Verkehrsaufkommen war noch gering und die moderne Bahn sollte ja die Hauptlast tragen. Innsbruck-Wilten wurde im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Bahnhof der k.k.Staatsbahn mit einem gößerem Bahnhof. Die Güter aus dem Westen wurden hier verladen und es entwickelten sich die dortigen Lagerhäuser. Rund um den Bahnhof entstanden auch große Wohnblöcke für die Staatsbahn-Bediensteten. Somit hatte die damalige Bahnverbindungmehere Wegübergänge mit drei beschrankten Strassenkreuzungen. Dies wurde schon um die Jahrhundertwende 1900 zu einem Hindernis. Dazu kamen viele Rangierfahrten zwischen dem Südbahnhof und Wilten noch dazu. Deshalb wurde unter Konzert eine neue Verbindung zwischen dem Kloster und dem Frauenanger geplant.
Ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung, Herr Schröter – aber leider muß ich Ihnen da widersprechen, beziehungsweise Sie zeitlich korigieren!
Bei unserer (Rück-) Übersiedlung nch Innsbruck am 13.6.1950 sah es noch lange nicht nach „Konzertkurve“ aus. Erst im Jahre 1953 ging es los – mit den Ausgrabungen am Frauenanger, wo in einer Baracke ein paar römische „Artefakte“ (auf Deutsch „alte Scherben“) und heraußen römische Grundmauern zu sehen waren, so schätzungsweise einen Meter unter dem bisherigen Eisenbahnerschrebergartenniveau, wo bisher Kraut, Rüben und Fisolen munter sproßten.
Jaaaaa! – sogar da bin ich gewissermaßen „Zeitzeugin“, denn – als unsere Übersiedlung nach Innsbruck bevorstand, fuhr mein Papa eines Tages nach Innsbruck und nahm mich mit. Wir besuchten einen Herrn Zangerl oder Zangerle, der für die Vergabe der Schrebergärten im Bereiche Frauenanger zuständig war – und erhielten einen, genau gegenüber dem Hauseingang Frauenanger Nr.4, wo damals die meinem Onkel Konstantin wohlbekannte Familie Meraner (Kellereibesitzer) wohnte.
Der Eisenbahner, der damals die Aufsicht über diese Gärten hatte, meinte zu meinem Papa: „Und da – zum Zaun her – da setsch dir oanfach Fisöiln – na siecht dar koaner eini!“ („Fisöiln“ – das bleibt einer 11 1/2jährigen natürlich unvergeßlich)
Ja, und Mitte August wurde mein Vater dann operiert – und ist im Mai 1951 verstorben. Den Garten hatte mein Onkel Konstantin übernommen, ein nettes Hüttl darauf gebaut – bis eben, 1953 (?) die Ausgrabungen besichtigt werden konnten und anschließend der Bau der Konzertkurve erst begann.
Vom Abriß der Straßenbahnüberführung über die Westbahn ist ein Foto im ersten großen Fotoalbum meines Mannes aus dem Jahr 1956 erhalten.
Ich bitte nochmals um Entschuldigung, daß ich Ihnen widersprechen mußte.
Mitte der Fünfziger, die Ausgrabungen waren und der Bau der Konzertkurve begann.
Siehe dazu https://innsbruck-erinnert.at/neugierde-in-wilten/comment-page-1/#comment-17841 und https://innsbruck-erinnert.at/gaaanz-lang-her/
Die „weiße Linie“ halte ich auch für eine Baustellenspur der späteren Pastorstraße, die es ja zur „Neuerschließung“ der durch den neuen Bahnkanal abgeschnittenen Ortsteile.
Und die gab es eben erst in den 50ern.
Und zur Hochspannungsleitung im Vordergrund, dabei handelt es sich um die 55 kV (heute 110 kV9 Leitung zwischen dem Umspannwerk Wilten und dem Achenseewerk. Erst später wurde das Umspannwerk in Thaur errichtet und in die Leitung eingebunden. Diese Leitung wurde nach der Planung des städtischen E-Werkes Innsbruck zusammen mit dem Achenseewerk errichtet. Um dies dann zu verwirklichen wurde die Landesgesellschaft TIWAG gegründet. Damit begann dann der Ausbau der Vernetzung der Kraftwerke und Verbraucher in Tirol unter einer Leitung. An diesem Mast wurde dann auch eine 25 kV Leitung mit aufgehängt, welche vom Umspannwerk Wilten bis zur Sill führte und danach der Sill entlang in die Reichenau und zum Umspannwerk Ost. Sie versorgte die TIWAG Verbraucher in Rum bis Absam, eine Abzweigung führte nach Hall und eine eigene 25 kV Leitung versorgte das Röhrenwerk in Hall.