Hitler entsorgen
Vom Keller ins Archiv.
Vor fast zwei Jahren wurde auf diese Seite die Wiener Ausstellung gleichen Namens beworben. Damals ahnten wir noch nicht, dass wir das Konzept und eine Reihe von Objekten für das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck übernehmen würden können. Seit gut einem Jahr wissen wir das nun und haben uns beim Abbau in der Wiener Hofburg Anfang 2023 die Tische und Tafeln gleich nach Innsbruck geholt. Es ist wie ein Traum, ein Jahr lang an einer Ausstellung tüfteln zu dürfen, für Kenner der Materie kommt es dann aber doch nicht ganz überraschend, wenn sich am Ende in letzter Minute noch ein paar allerletzte Fragen ergeben. Dennoch gehört der Ausstellungsaufbau zu den vergnüglichsten Tätigkeiten des Kurator*innendaseins. Viele Dinge, die man sich bis dahin nur ausgemalt hat, werden gerade in den Räumlichkeiten des Stadtmuseums aufgebaut.
Die Inhalte unserer regional angepassten Ausstellung werden wir Ihnen im Laufe der nächsten Wochen nach und nach vorstellen; ein Besuch ist natürlich trotzdem Pflicht. Wer das Hitlerthema schon nicht mehr hören will: genau darum geht es in der Ausstellung auch. Was tun mit Fundstücken wie Fotos, Dokumenten, Büchern, Musikinstrumenten, Waffen, Orden etc., die man, aus den verschiedensten Gründen, eigentlich nicht mehr zu Hause haben will?
Weil in Innsbruck nicht nur das Stadtarchiv, sondern auch das Zeughaus und das Volkskunstmuseum der Tiroler Landesmuseen, das Brennerarchiv und das Universitätsarchiv immer wieder vor ähnlichen Fragen stehen, haben wir die Kolleg*innen dort gebeten, uns beispielhafte Objekte herauszusuchen. Es war eine sehr angenehme Kooperation und man sieht wieder einmal dass hier im überschaubaren Innsbruck ein gutes Miteinander der Institutionen gepflegt wird. Auch ein Kunstprojekt von Esther Strauß, das letztes Jahr am Bergisel mit einem Sammlungsaufruf gestartet hat (und noch lange nicht abgeschlossen ist), stellen wir mit einem Objekt vor.
Wenn Sie am Mittwoch, den 8. November um 17 Uhr Zeit haben, bitte schauen Sie vorbei. Die Ausstellung geht noch bis Mai 2024, das Begleitprogramm und die Führungsangebote erörtern wir in den nächsten Beiträgen.
Womit wir nicht gerechnet haben, ist wie aktuell das Thema gerade wieder geworden ist: Niemand hätte es für möglich gehalten, dass im November 2023 wieder Brandanschläge auf jüdische Friedhöfe verübt werden und dabei Hakenkreuze und „Hitler“ Graffiti auf die Mauern geschmiert werden. Die Sorgen mit Hitler gehen also weiter.
Das klingt in der Tat nach einer sehr interessanten, und auch wichtigen Ausstellung zum Umgang und Reflektieren der Gegenwart über eine zugleich ferne und doch nahe Vergangenheit, gerade für Schulklassen und den Zeitgeschichte-Unterricht bestimmt sehr zu empfehlen.
Beim auffälligen Buch mit dem stilisierten Stadtwappen auf dem Ausstellungsplakat handelt es sich wohl um eine „Hochzeitsgabe“ der sogenannten „Gauhauptstadt Innsbruck“, welche damals alle Ehepaare bekamen, welche im Standesamt Innsbruck geheiratet haben.