Ruhe am Bau IV
Nachdem nun zwei Wochen durchgearbeitet wurde, oder auch nur die Dokumentarfotografen mit Abwesenheit geglänzt haben, wir wissen es nicht, können wir heute endlich wieder die Ruhe am Bau genießen. Wobei mir die offenen Fragen eigentlich keine wirkliche Ruhe lassen.
1. Wo? Der Bau befindet sich offenbar in schöner „Ruhelage“ (wenn halt nicht gerade wo was um- oder neugebaut wird) in unmittelbarer Waldnähe.
2. Was? Woran hier gearbeitet wurde, bitte ich jene zu erklären, die sich damit wirklich auskennen. Meine unkundige Einschätzung wäre, dass es sich, wenn ich mir die Ziegelmauer oben ansehe, wohl eher um eine Renovierung oder Erweiterung als um einen Neubau handelt. Und die Holzgerüste (die wohl den Altbestand stützen) deuten für mich darauf hin, dass es eher nicht so eine Großbaustelle ist, wie in den ersten drei Folgen dieser Serie. Aber wurde am linken Bildrand doch betoniert? Ein Pfeiler, oder ein Kamin?
Sie sehen, Ihre baulichen Fachkenntnisse sind wirklich dringend benötigt!
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-1702-13)
Die Baustelle müsste sich im Westen von Telfs am Fuße des Mieminger Plateau befinden, (der Berg im Hintergrund müsste die Hohe Munde sein), die baulichen Tätigkeiten zu beschreiben überlassen wir der Fachkundigkeit von Herrn Roilo.
Ich drängen mich mal vor, und denke dass hier ein Dachstuhl abgenommen wurde. Wie lange ist’s her, dass man noch mit Vollziegeln mauerte? Am linken Rand würde ich eine Schuttrutsche vermuten, daher sehen wir hier wohl nur das Obergeschoss eines Hauses das hier wahrscheinlich aufgestockt wird.
Anstatt einer Schuttrutsche sehe ich heute eher einen Kamim. Höchste Zeit dass uns Herr Roilo hier aufklärt.
Das „Wo“ wird man kaum genauer präzisieren können als es Herr Heis schon getan hat. Vorallem hat er uns davor bewahrt, da lange im Stadtgebiet von Innsbruck herumsuchen zu lassen, der Berg oberhalb der Häuser ist unverwechsekbar die Hohe Munde.
Die Baustelle erscheint mir als eine mühselige. Die weiße Wand scheint Altbestand zu sein, die Ziegelmauer überrascht mich mit den Ziegeln, die da verarbeitet worden sind. Die sind älter als die jetzt auch schon alte Normalformat (NF) Ziegel. Die haben, wie der Name schon sagt, ein genormtes Format. Hier scheinen Ziegel von einem älteren Abbruchbau verwendet worden zu sein. Klein und einwenig unregelmäßig. Beim „Kamin“ stapelt sich noch ein ganzer Vorrat. Daß die sichtbare Ziegelmauer Altbestand ist, kann ich nicht so recht glauben, man müßte doch Spuren der vermuteten abgerissenen Zwischenwand sehen.
Vielleicht wandelt man da eine kleine Tenne in Wohnraum um, an der Grenze zwischen weißer Wand und Ziegelmauer bestand wahrscheinlich eine Mauer. Der Ziegelhaufen stammt möglicherweise von dort. Beim Fenster scheint man einen vorgefertigten Sturz zu verwenden, man sieht es aber nicht so genau.
Herr Roilo spitzt schon den Rotstift. Laß ich lieber meine bautechnischen Ergießungen,,,,
Alles Holz, was hier herumsteht dient nur der Stützung der Steher, einen sieht man im Vordergrund
Dieser „Herr Heis“ heißt nicht Heis !
Gaunggi, du solltest Dich deklarieren 🙂
Dieses Gendern ist aber auch was vertracktes! Weder Herr noch Frau, sondern Pension. Und Gaunggi möge mir diesen Flachwitz verzeihen.
Weil nun schon zum zweiten Mal der Herr Roilo genannt wird, muss ich halt doch meinen Mist dazugeben, wohlwissend, dass ich kein Hochbauer bin. Aber hier handelt es sich wohl eh eher um das Werk eines „Tuifelemaurers“!
Zum Altbau: Ich glaube, dass die Decke des Altbaus aus einem Kappengewölbe bestand – also ein zwischen Doppel-T Trägern mit einem Abstand von etwa einem Meter eingespanntes flaches Ziegelgewölbe, welches wahrscheinlich eingebrochen ist. Die etwas schrägangesetzte oberste Ziegellage auf der Außenmauer deutet darauf hin, ebenso die aufgestapelten Altziegel am Boden. Diese scheinen aber größer zu sein wie die vermauerten Ziegel, wahrscheinlich noch mit dem österreichischem Format 14 x 12 x 8.
Der Bauteil links im Bild dürfte weder eine Schüttrutsche noch ein Kamin sein, es ist eine noch eingeschalte Betonsäule als Auflager für die neue Deckenkonstruktion. Wahrscheinlich stand an deren Stelle vorher diese Eisensäule.
Über diesem Ziegelgewölbe lag sicher der Dachstuhl, dessen Übrigbleibsel als Rüstholz verwendet wurde. Eine ebenfalls sehr interessante und eigenwillige Konstruktion, besonders im Bereich der Fensteröffnung!
Zum Neubau: Eine Wasserwaage wird erst ins Spiel gekommen sein, als die Mauer schon fertig war. Der rechte Teil schaut eh schon besser aus! Wenigstens der Ziegelverband wurde halbwegs eingehalten (lang / quer /Stoßfugen versetzt). Aber ich glaube schon, dass es sich um einen Altbestand handelt, den Putz kann man ja schön abklopfen – siehe Verwendung der Altziegel in der Nachkriegszeit!
Bei dem „vorgefertigten Fenstersturz“ handelt es sich eher um einen 40er Laden bzw. einem 10er Kantholz mit einer Ziegellage darüber.
Gibt es noch etwas, das ich übersehen habe??