Holz oder Marmor?
Auch wenn der Titel dieser Postkarte die imposante Orgel von der ehemaligen Stadtpfarrkirche St. Jakob, dem heutigen Dom, ins Zentrum stellt, so gibt es auch andere Fragestellungen, die einer näheren Betrachtung würdig sind.
Der heutige Boden des Dom zu St. Jakob ist unter anderem durch den wunderbaren historischen Marmor besonders eindrucksvoll. Steine aus verschiedenen Steinbrüchen aus nah und fern stellen dafür die verschiedenen Farbmuster her. Man will gar nicht denken, wie viel Arbeit und Kunstfertigkeit es brauchte, um so einen Boden ohne elektrische Maschinen herzustellen.
Aber warum war dieser Boden auf dieser Postkarte durch einen recht einfachen Bretterboden abgedeckt? Vielleicht war das aber auch gut so. Der begnadete Steinrestaurator Peter Kuttler hat mich auf die Möglichkeit eines Winterbodens hingewiesen. Nicht schlecht, wenn man mit Fachleuten reden kann. Aber ist das hier der Fall? Und was ist ein Winterboden? Und gibt es den heute noch?
Bei der letzten gründlichen Restaurierung und Modernisierung, die in den letzten Jahren unter der umsichtigen Leitung von Propst Florian Huber stattgefunden hat, wurde der Dom zu seiner wohl schönsten Blüte geführt. Die Arbeit und die Verantwortung für ein solches Projekt ist eine große Verantwortung, die der Propst souverän gemeistert hat. Aus eigenem Interesse darf ich anmerken, dass auch die Stadt Innsbruck gerne einen ansehnlichen Beitrag dazu geleistet hat. Nicht in Form von Gebeten, sondern in diesseitigen Leistungen.
Das Projekt ist rechtzeitig zum Jubiläum des Doms im Jahr 2024 abgeschlossen worden. Das wird dann das 300-Jahr-Jubliäum sein. Und jetzt kommt auch das Stadtarchiv/Stadtmuseum ins Spiel. In freundschaftlichem Zusammenwirken mit Propst Florian Huber entsteht gerade ein Buch zu Ehren des Doms, das jetzt in einem Jahr erscheinen wird. Aber nicht wieder so eine langweilige Festschrift, sondern was Neues, ein Format von dem wir hoffen, dass es Ihnen gefallen wird. Darin wird auch der Marmorboden besprochen werden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
Die Verlegung des Winterbodens führte wohl jährlich im November und im Frühjahr zu einigen Unterbrechungen des Gottesdienstbetriebes. So berichtet der Tiroler Anzeiger vom 8. November 1932 in der Rubrik „Kirchliche Nachrichten“:
„Propsteikirche St. Jakob. Mittwoch und Donners-
tag ist die letzte hl. Messe um 8 Uhr, weil an diesen
Tagen der Winterboden eingelegt wird. Auch muß der
Rosenkranz um 5 Uhr entfallen. Im Monat Novem-
ber ist an Werktagen täglich um halb 7 Uhr früh An-
dacht für die Armen Seelen.“