Berge so weit das Auge reicht…
Die oben abgebildete Postkarte trägt den Titel „Innsbruck gegen Ober Inntal“ und dürfte Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sein. Sie erschien im Verlag des Innsbrucker Fotografen und Verlegers Fritz Gratl.
Rechts im Bildvordergrund ist die Wiltener Basilika und der Wiltener Friedhof zu sehen, links der Bergisel mit dem Kaiserjägermuseum. Dank der mit viel Phantasie „zurechtgezimmerten“ Perspektive sieht der Betrachter das Inntal von Innsbruck bis nach Imst, und auch Seefeld und das Gaistal sind gut zu erkennen. Das Hauptmotiv scheinen aber doch die Berge zu sein, die teilweise mit ihren Namen und darüber hinaus zum Teil auch mit Höhenangaben versehen sind. Dabei sind folgende Berge namentlich angeführt: Brandjoch, Solstein, Reitherspitze, Martinswand, Wetterstein, Zugspitze (2964), Mieminger Kette, Hocheder (2794), Seejoch (2803), Rosskogel (2630), Bergisel.
Die Postkarte ist nicht gelaufen.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-3-230)
War „Miemingen“ ein Druckfehler, oder wurde der Ortsname irgendwann verkürzt?
Ist kein Schreibfehler – Mieming hat Miemingen geheißen, genau so wie Haiming Haimingen. Man sieht das gut auf Karten des 19. Jahrhunderts, z.B. https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Uebersichtskarten_georef&scale=72223.9637340248¢erx=1222407.342316991¢ery=5987016.366617088¢erspatial=102100&map=7
und anderen.
Man hört das auch heute noch.
Danke Herr Roilo!
Wieder etwas gelernt und „eine Ausnahme bestätigt die Regel“: anscheinend war Flaurling nie Flaurlingen…
Auf der Suche nach „Miemingen“ und „Haimingen“ bin ich auf diesen Reisführer aus 1845 gestoßen – sehr unterhaltsam!!
https://books.google.at/books?id=j39XAAAAcAAJ&pg=PA57&lpg=PA57&dq=Miemingen&source=bl&ots=l8YtVGKl9k&sig=ACfU3U1SNoyrwcD03D9XO3AsqMNCDyyiiQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiyxfKlgYeAAxX8g_0HHfeFA744ggEQ6AF6BAgYEAM#v=onepage&q=Miemingen&f=false
Flaurling war damals zumindest „Flauerling“
Man mußte schon ein hartgesottener Alpinist sein. daß diese Ansichtskarte nicht als eine vom Besuch unserer Gegend abratende Warnung sondern als Illustration einer attraktiven Landschaft dient. Sogar der zum Berg Isel mutierte Bergisel erweckt den Eindruck der Fortsetzung in doppelsinnig schwindelnde Höhen. Der bizarre Bergkranz beim Sonnjoch erinnert an die in alten populärwissenschaftlichen Astronomiebüchern wild zerklüftet dargestellten „Mondberge“.
Als Standort des Betrachters vermute ich einen Aussichtspunkt im Bereich Lemmenhof oder Villerstraße bei der Abzweigung des Sticklsteiges.
Ich denke die Basis bildet eine Fotografie der Stadtansicht
eventuell diese: https://innsbruck-erinnert.at/im-fruehtau-zu-wilten/
Lemmenhof geht sich bei genauem Hinsehen auch nicht aus, das ist die Aussicht vom Bergisel, der links herübergrüßt 🙂 .
Zu meinem großen Entzücken sehe ich:
Das „Veldidena“ steht ja schon – am äußersten westlichen Ortsrand von Wilten.
Ebenso die beiden Eisenbahner-Blöcke A.-Hofer- und Sonnenburgstraße.
Und schon wieder habe ich die Stimme der alten Frau Rieder im Ohr, die erzählt hat:
„Bei uns in die Patteer – da sein alls lei Kanzleien g’wesn – weil die Direktion hats no nit gebn – und in Westbahnhof aa nit.“
Aber was war der weiße Gebäudekomplex an Stelle des „Konsum?“
Und die Pappeln am Weg zur Wiltener Kirche kennen wir auch.
Und was den Berg Isel betrifft – den hat er eh samt Steilwand zum Bahngeleise soweit ganz gut getroffen – er hat ihn halt, so groß wie er im Vordergrund gewesen wäre, einfach zum Retterschlößl hinüergeschoben.
Ja mei!
Es wurde ja einst der gesamte „Höhenzug“ als „Berg Isel“ verteidigt – die Kanonenkugel am Andreas Hofer Weg beweist das ja.