Ein Fall für…
… ja wen eigentlich? Ich weiß es nicht, aber nachdem der geschätzte p.T. Kollege Hofinger sich vor kurzem in seiner unnachahmlichen Art und Weise ebenfalls mit der Innsbrucker Verkehrsplanung und ihrem Niederschlag in der zeitgenössischen Grafik beschäftigte, bot sich dieser Titel irgendwie an. Im Zuge jüngster Rennweg-Recherchen (ehschowissen) bin ich auf diese fantastische Fotomontage zum Projekt „Tiefgarage am Rennweg“ aus dem Jahr 1973 gestoßen. Sie illustriert das harmonische Zusammenleben von Autos und Fußvolk so, wie sich das viele Bürgerinnen und Bürger wünschen: Die Gehsteige bevölkert von zahlreichen aktiven Menschen, gottlob sämtliche Verkehrsflächen fahrradfrei, und freie Fahrt für die Autos, samt ausreichend Parkplätzen. Einerseits gleich neben der Hofburg (naja), aber vor allem, in einer zweigeschossigen Garage unter dem Rennweg, mit Stellflächen für VWs, Citroens(?) und andere Fabrikate. Warum sich zwei Gefährte trotzdem aus der Garage heraus in den Vordergrund (Ein geplanter Hofgassuniversitätstunnel? Oder die Erweiterung zur Franziskanergarage?) drängen müssen, bleibt ungeklärt. Ebenso wie die Frage, wie und wo die Autofahrer:innen und ihre Passagiere ans Tageslicht kommen. Vielleicht mit der Röhrenpost nach oben?
Die Postkarte feierte übrigens 30 Jahre später per Flugblatt (bei uns datiert auf 2003) eine Renaissance. Aber das ist eine andere Geschichte.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-15753, Fl-828)
Wenn man das Flugblatt mit dem Brief des Bürgermeisters im Amtsblatt von 1993 vergleicht, könnte auf Grund der damaligen hitzigen Debatte um die Rennweg-Tiefgarage als Datierung auch das Jahr 1993 möglich, wenn nicht gar wahrscheinlicher sein.
2003 gab es ja schon seit einigen Jahren die große SOWI-Tiefgarage, sodass eine Tiefgarage am Rennweg wohl nicht mehr im Fokus war. Hier kann man den Brief des Bürgermeisters von 1993 nachlesen:
https://amtsblatt.stadtarchiv-innsbruck.at/bild.php?id=9393
Sind Rennweggarage und SOWI-Garage nicht miteinander verbunden? Dann wäre es eh das selbe. Nicht ernst gemeint: Mit den großen Innenhöfen der Hofburg wäre noch viel Platz. Und ich hätte neulich mit dem Auto zum neugotischen Gußeisenbrunnen fahren können, den ich jetzt endlich einmal in natura betrachtet habe.
Bei genauerer Betrachtung vertrete ich die (ketzerische?) These, dass dieses Flugblatt weder auf 2003 noch auf 1993, sondern auf das Jahr 1974 zu datieren ist.
Beim Blick auf das Foto des Congresshauses fällt nämlich ein Transparent samt Veranstaltungshinweis zur Ausstellung „Verkehrskreuz der Alpen“ auf – mit einem Datum im August 1974!