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Seife Und Blüten (II.)

Seife und Blüten (II.)

Sie waren sich jedoch einig, dass sie zusammen nach Zürich gefahren waren, und sich dort mit Kull zu treffen. Epp leugnete allerdings zu Beginn, dass er sich mit Kull getroffen hätte, um das Fälschen von Banknoten zu besprechen, er behauptete, er sei in die Schweiz gefahren, um sich die Technik des Palmöl-Seifensiedens anzueignen. Erst während der Gerichtsverhandlung gestand er, auch von Beginn an am Geldfälschen interessiert gewesen zu sein; er hielt jedoch daran fest, dass er auch das Palmöl-Seifensieden mit Kull besprechen wollte.

Die Geschworenen glaubten Epp jedoch schließlich nicht, dass er nur durch die Vermittlung Bernets in das Fälschen gezogen wurde; auch wenn sie ebenfalls im Zuchthaus landeten. Er wurde im Dezember 1851 zu fünf Jahren schwerem Kerker verurteilt, wobei er jedoch scheinbar nicht die gesamte Strafe absitzen musste; denn 1855 tauchen wieder Annoncen unter seinem Namen auf als er wieder seinem angestammten, ehrlichen, Gewerbe nachging. In diesem hatte deutlich mehr Erfolg als in seinen kriminellen Unternehmungen, in denen es nie um mehr als einige hundert Gulden gegangen war (in etwa einige tausend Euro). Er konnte eine Fabrik eröffnen, die sowohl Seifen als auch Parfüms produzierte.  Sie wurde bald durch seinen Sohn, Alois Epp weitergeführt.

Obwohl sich auch Österreich in einer Phase der wirtschaftlichen Liberalisierung befand, die bis zum Gründerkrach 1873 anhalten sollte, wurde die Errichtung der Fabrik von den lokalen Zeitungen freudig als ein Schritt zur Unabhängigkeit von ausländischen Importen, auch bei Luxuswaren, begrüßt. Alois Epp hatte die Parfümherstellung auch im Ausland studiert und trumpfte Ende der 1860er mit verschiedenen neuen Düften auf, darunter König Laurens Rosengarte, Innsbrucks Bouquet, und Alpen-Bouquet.

Titelbild: Briefkopf einer Rechnung der Fabrik – wie gern würde man Rechnungen einzahlen, wenn sie mit einer so schönen Lithographie kämen, dass man sie am liebsten danach aufhängen würde? (Signatur Fir-452)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Die Lithographie ist signiert mit „Ed. Strache Warnsdorf …“. Dieser von Eduard Strache 1872 in Warnsdorf (Böhmen) gegründete Verlag hatte von ca. 1917 bis 1930 auch eine Niederlassung in Wien.

    „In der relativ kurzen Zeit der Hochkonjunktur des Ed. Strache Verlags wurde eine ganze Reihe von freien Künstlern herangezogen, um Einbandentwürfe, Buchschmuck, Umschläge, Vignetten, Original-Lithographien, Holzschnitte, Zeichnungen usw. für diverse Verlagswerke auszuführen.“ Einer dieser vielen Künstler war Alfred Kubin. Nachzulesen hier http://verlagsgeschichte.murrayhall.com/?page_id=599#Heading1 unter der letzten Überschrift „Illustration“.

    Der Briefkopf zeigt – naheliegend – die Epp’sche Seifenfabrik in der Hunoldstraße 10. Der Zeichner hat recht genau gearbeitet. Jedenfalls lässt sich das heute immer noch hier stehende Haus, die Epp-Villa, auf der Darstellung im Titelbild anhand verschiedener Details eindeutig wieder erkennen.

    Im Beitrag „Für Schlotschauer und Katastergucker“ vom 3. Juni 2022 ist die Fabrik ebenfalls zu sehen, allerdings hat der Zeichner hier das Areal nicht von der Sillseite, sondern von der Straßenseite aus skizziert.

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