Der Innsbrucker „sogenannte“ Christbaum
Zur Geschichte des Innsbrucker Christbaums berichtet Dr. Walter Frenzel in der Dezember-Ausgabe des Amtsblattes von 1976 folgendes:
Um Mitte des vorigen Jahrhunderts fand er Eingang in die Bürgerhäuser, um gleich anschließend auch in Innsbruck zum öffentlichen Brauchtumsgut zu werden. Die Innsbrucker Vereine […] bemächtigten sich der jungen Mode des „Christbaums“ – dazumal immer durch das Voranstellen eines „sogenannt“ apostrophiert – und stellten sie in den Dienst der guten Tat. […] Während der Turnverein sein „Christbaumfest in Bilger’s Hölle“ [?] begeht, wird in den k.k. Redoutenlokalitäten ein „Feuerwehr-Christbaum“ abgehalten, bei dem allerhöchste Ehrengäste Statthalter, Militärkommandant und Bürgermeister zugegen sind und bei dem 22.000 Lose mit einem Bruttoerträgnis von 1000 Gulden verkauft werden. Glückstopf oder Tombola verbinden sich auch im „Vereinslokale beim Schöpf“, wo die Innsbrucker Veteranen residieren, mit der „Christbaumfeier“ […]. Ob „Kaufmännischer-„, „Beamten-“ oder „Hilfsbeamten-„, ob „Kasino-“ oder „Musik-Verein“, sie und viele andere gestalteten den „Christbaum“ zum gesellschaftlichen Ereignis, das sehr oft auch sein karitatives Pendant hatte. So etwa auch am 31. Dezember 1875, als es im städtischen Kindergarten St. Nikolaus am Silvesterabend eine Christbaumfeier gab, zu der Bürgermeister Tschurtschenthaler, „ein wahrer Kinderfreund“, erschien und zu der er „persönlich Auswahl und Einkauf der Geschenke besorgt“ hatte. Das allgemeine „Christbaum-Feiern“ aber machte schon damals den Forstbehörden Sorge, „da wohl hunderte der schönsten jungen Bäumchen und zumeist aus fremder Leute Wald gefällt“ wurden. Mann sann 1875 auf „polizeiliche Hindernisse“ und verbot mit „Rücksicht auf die Forste“ kurzerhand den „öffentlichen Verkauf von Tannenbäumchen für die Weihnachtsfeier“.
Schon damals wurden im Sinne des Forstschutzes künstliche Christbäume angefertigt, aus „dürren Latteln, die angebohrt waren, und in welche in gleichförmiger Vertheilung wie die Jahres-Triebe Fichten-Taxen eingelegt waren, welche den Anschein von im Walde gewachsenen Bäumen darboten.“
(Bild: Pressereferat (Risch-Lau). Stadtarchiv Innsbruck, Ph-8377; Text: Dr. Walter Frenzel, ABL 1976, 12/12)
Für den Bericht von 1976 wurde sehr wahrscheinlich ein Bild aus den Sechziger Jahren verwendet. Daß alle vier Autos, die meisten wurden Fünfziger und Sechziger gebaut, 76 fotografiert wurden, halte ich nicht für ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich.