Die Annasäule
Nach dem Tod König Karls II. starb die spanische Linie der Habsburger aus. Zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon entbrannte ein heftiger Streit um die Nachfolge Karls II. Daraus entwickelte sich der Spanische Erbfolgekrieg, der von 1701 bis 1714 dauerte. Auch Tirol wurde in den Krieg hineingezogen als bayerische Truppen des Kurfürsten Max Emanuel von Norden und französische Truppen von Süden her Tirol angriffen.
Zuerst sah der Kriegsverlauf für die Bayern sehr erfolgsversprechend aus. Mehrere Tiroler Städte wurden von den bayerischen Truppen eingenommen, so auch Innsbruck, in das sie sogar kampflos einmarschieren konnten. Doch dann kam es zur Mobilisierung der Tiroler Bauern und Bürger, die nicht bereit waren widerstandslos zu kapitulieren. Die Bayern wurden an der Pontlatzer Brücke im oberen Inntal, am Brennerpass und an weiteren Kampfschauplätzen empfindlich geschlagen, so dass ihnen nur noch der Rückzug über Seefeld und Scharnitz blieb. Am 26. Juli 1703, dem Namenstag der heiligen Anna, war Tirol befreit.
Zum Gedenken und als Dank für den siegreichen Ausgang dieser kriegerischen Auseinandersetzung, die auch als „Bayerischer Rummel“ bezeichnet wird, kam die Idee auf, in der Neustadt – in der heutigen Maria-Theresie-Straße – die Annasäule zu errichten. Im Jahr 1706 wurde die insgesamt 12,8 Meter hohe Säule, an deren Spitze sich eine Statue der Maria Immaculata mit schmaler Mondsichel und Sternennimbus befindet, aufgestellt. Sowohl die Pläne für das gesamte Projekt als auch die Anfertigung der Heiligenfiguren übernahm der Trentiner Bildhauer Christoforo Benedetti. Die auf einem dreistufigen Sockel stehenden Heiligenfiguren stellen den heiligen Kassian, den heiligen Vigilus, den heiligen Georg und die heilige Anna dar. Die Reliefs aus weißem Marmor stammen von Luigi Dapont, die Goldschmiedearbeiten von Anton Kuprian und die Steinmetzarbeiten am Sockel aus rotem Kramsacher Marmor von Georg Apeller.
Am 26. Juli 1706 (Annentag) fand anlässlich der Enthüllung und Einweihung des Denkmals eine feierliche Prozession statt. Im Laufe der Zeit musste die Annasäule, die Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt war, immer wieder restauriert werden. So wurde zum Beispiel im Jahr 1862 die schadhaft gewordene Säule durch eine neue ersetzt und im Jahr 1956 wurden die Statue der Maria Immachulata, das Kapitell und die Wappenkartuschen gegen Kopien von Franz Roilo ausgetauscht. Die originale Marienstatue wurde als Leihgabe der Abtei Abtei St. Georgenberg-Fiecht übergeben und fand in einer Seitenkapelle der Stiftskirche Fiecht über dem Marienaltar einen neuen Aufstellungsort. Im Jahr 2009 wurden auch die Heiligenfiguren am Sockel durch Kopien ersetzt. Die Originale befinden sich seitdem im ersten Stock des alten Landhauses in Innsbruck.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-15101, Ph-G-25776)