Nie zurück! (I.)
1872, vor 150 Jahren, startete die österreich-ungarische Nordpolexpedition. Nachdem sie von Bremerhaven aus in See stachen, sollten die Pioniere zwei Jahre im nördlichen Eismeer verbringen.
Die Kosten von über 200.000 Florin werden durch Spenden gedeckt – allen voran von Johann Nepomuk Graf Wilczek, der insgesamt 40.000 fl. beisteuert. Auch der Kaiser unterstützt das Projekt mit 10.000 fl., ebenso die Akademie der Wissenschaften und die k.u.k. Armee. Spenden kommen auch aus dem Deutschen Reich, u.a. von der Stadt Frankfurt und dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der bei weitem größte Teil des Budgets fließt in Ausrüstung und Proviant, das Schiff wird für eine Reise von zweieinhalb Jahren ausgerüstet. An zweiter Stelle stehen die Ausgaben für die wissenschaftlichen Instrumente. Eigens aufgeführt und nicht im Proviant inkludiert sind 980 fl. für 37.000 Stück Zigaretten.
Obwohl der Name es vermuten lässt, ist das Ziel der Expedition nicht der Nordpol, sondern die Entdeckung einer Nordost-Passage von der Nordsee bis ins Beringmeer, ein Seeweg, der bereits seit dem 16. Jahrhundert gesucht wurde.
Unter der 24 Mann starken Truppe sind auch zwei Tiroler, die Gebirgsjäger Johann Haller und Alexander Klotz. Haller hatte einen der Leiter der Expedition, Julius Payer, kennengelernt, als er ihm als Begleitung für dessen Arbeiten als Kartograph in Tirol zugeteilt wurde. Als Payer dann seine Nordpolexpedition plante, schrieb er an Haller, ob er sich dem Unternehmen anschließen wolle. Payer bat ihn auch, einen zweiten verlässlichen Mann mitzunehmen, Haller entschied sich für Alexander Klotz, ebenso wie er aus St. Leonhard am Passeier.
Im April 1872 machen sich die beiden auf den Weg nach Wien, von wo aus sie am 31. Mai nach Bremerhaven aufbrechen. Am 02. Juni kommen sie an ihrem Schiff, dass in Geestemünde vor Anker lag an – die bzw. der Admiral Tegetthoff, ein knapp 40 Meter langes Schiff von 300 Tonnen. Das Segelschiff verfügt auch über eine 100 PS starke Dampfmaschine, die es ermöglichen soll, das Eis in arktischen Gewässern zu durchbrechen.
Die Besatzung von 23 Mann wird aus allen Teilen der Donaumonarchie rekrutiert: Böhmen, Mähren, Ungarn, Dalmatien, der Steiermark und, wie bereits erwähnt, Tirol. Ebenfalls kommen einige aus Italien hinzu, Carl Weyprecht, der andere Leiter, kommt aus Hessen.
Johann Haller führt ein Tagebuch während der Reise, die für ihn nicht gut anfängt – die hohe See bekommt dem Gebirgsjäger nicht:
13. Juni 1872: Donnerstag. Wir haben uns eingeschifft und sind von Bremerhaven fortgefahren, in die Nordsee, auf das offene Meer. Den ersten Tag Seekrank.
14. Freitag: Seekrank. Gesegelt im offenen Meer.
15. Samstag: Seekrank. Gesegelt im offenen Meer.
16. Sonntag: Seekrank. Gesegelt im offenen Meer.
17. Montag: Seekrank. Gesegelt. Dem Doktor geholfen, die Apotheke in Ordnung zu stellen.
18. Dienstag: Seekrank. Gesegelt in Sturm und Regen.
19. Mittwoch: Seekrank. Gesegelt. In der Frühe im Norden Berge entdeckt. Schönes Wetter.
20. Donnerstag: Seekrank. Gesegelt.
21. Freitag: Seekrank. In der Nordsee gesegelt. Schönes Wetter.
22. Samstag: Seekrankheit bessert sich. Bei schönem Wetter gesegelt. Berge gesehen.
(Bildnachweis https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/Julius_Payer_Nie_zur%C3%BCck.jpg Das von Julius Payer gemalte Bild der Expedition „Nie zurück!“ – original im Marinesaal des HGM in Wien zu bewundern.)