Was läuft denn heut‘ im Kino?
Neugierig studieren Passanten den Schaukasten des Zentral-Tonkinos in der Museumstraße. Am Programm steht der unter der Regie von Jaap Speyer gedreht Tonfilm Tänzerinnen für Südamerika gesucht! In dem Streifen, der 1931 in die österreichischen Kinos kam, waren u.a. Dita Parlo (1908-1971), Harry Hardt (1899-1980) und Hedwig Bleibtreu (1868-1958) in den Hauptrollen zu sehen.
Während das Zentral-Tonkino Tänzerinnen für Südamerika gesucht! als „sensationellen Erfolgsfilm“ anpries, fielen die Kritiken durchwachsen aus. So schrieb etwa Der Wiener Tag am 18. Feber 1931:
„Seines Inhalts und seiner szenischen Ausstattung wegen ist dieser Durchschnitts-Aufklärungsfilm, der wie die Übertragung eines alten Stummfilm-Manuskripts ins Tonliche geriet, einer besonderen Besprechung nicht unbedingt zu unterziehen. Seine Tendenz, junge Mädchen vor gewissenlosen Menschen zu warnen, die unter Vorspiegelung der Beschaffung von Engagements Tänzerinnen in Bordelle verschleppen, muß vielleicht als löblich gelten, in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit junge Leute zu Verzweiflungsschritten und zu Annahme jedweder Beschäftigung drängt, mag sie auch noch so obskur erscheinen. […] Der Film ‚Tänzerinnen für Südamerika gesucht‘ ist jedoch deshalb bemerkenswert, weil er als der erste abendfüllende gezeigt wird, der nach dem österreichischen Selenophon-Tonfilm-Aufnahmesystem im Schönbrunn-Atelier gedreht wurde.“
Das Publikum dürfte hingegen nicht ganz so kritisch gewesen sein, wenn man der Oedenburger Zeitung glauben darf: „Das schändliche Handwerk der Mädchenhändler wird in diesem Filmm so kraß wiedergegeben, daß das nervenaufgepeitschte Publikum bei einzelnen Szenen unwillkürlich von den Sitzen emporfährt.“
Wie der Film beim Innsbrucker Publikum ankam, ist nicht überliefert. Fest steht, dass zumindest die Szenenfotos im Schaukasten auf reges Interesse stießen …
(StAI, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-004786)
Im Schaufenster spiegelt sich die Fassade des Tiroler Landesmuseums.
Begeilung durch Empörung, die alte Masche.
Aber die Leute gingen sicher nur wegen des angepriesenen Beiprogramms, wahrscheinlich ein Kulturfilm (Sensenschmiede im Waldviertel), ins Kino. So dumm, das dieser erst zum Schluß gezeigt wurde.
Der Schaukasten dürfte auf der Höhe des früher auf der Wand des einstigen Modegeschäfts Burgmann, heute Hofermarkt, angebracht gewesen sein. Immer diese verräterischen Spiegelbilder ;-),
So kann’s gehen – da war ich offenbar auch vom Schaukasten abgelenkt 😉 Danke für die Richtigstellung – ist ausgebessert.
Der Schaukasten war also beim Burgmann, – wo war dann bitte das Kino selbst?
Die Zentral Lichtspiele waren in der M. Theresienstraße 37, zwischen dem Sportler, ehemals Witting, und dem Uhrmacher, der sich auf Rolex spezialisiert hat. Da kam man durch einen heute noch bestehenden Durchgang in einen kleinen Innenhof, heute sehr beschnitten, und dann ins Kino.
Später war dort das Central Cafe, nicht zu verwechseln mit dem Cafe Central. Im Hof waren im Sommer Tische und Stühle und ein kleiner Wandbrunnen, der heute noch existiert, aber nimmer sprudelt. Daneben kam man durch einen Gang, der sich mit dem des Hinterausgangs des Kaufhaus Tyrol verband, in die Erlerstraße.
Hm.
War das Central-Kino nicht im Haus M.-Theresien-Straße 17?
Da war das Triumphkino
Sie meinen wahrscheinlich das Triumphkino. Wobei dieses vom Namen her wieder zum Ort des Nonstopkinos gepaßt hätte.
In der Maria Theresienstraße 37 neben dem Sport Witting
Vorher (1909/10) befand sich der Central Kinematograph in der Maria Theresien Straße 10 neben dem GH Breinössl. Die Übersiedlung in das neu errichtete Zentralkino in der Maria Theresien Straße 37 erfolgte im Jahre 1913:
https://www.tirolensien.at/index.php/itemlist/category/985-zentralkino?start=10
Ein netter Beitrag zum Haus Nr. 37 aus einer Zeit, als das Zentralkino noch nicht existierte:
https://innsbruck-erinnert.at/kleiner-mann-ganz-gross/
Vielen Dank für die interessanten Beiträge!
Ich hatte wohl den ersten Satz von Herrn Egger falsch verstanden („Neugierig studieren Passanten den Schaukasten des Zentral-Tonkinos in der Museumstraße.“) und gemeint, dass das Kino auch einmal dort war …
Diese Schaukästen sind der jungen Generation gar nicht mehr erinnerlich. Weiß jemand, wie lange sie bestanden haben? Auf einmal waren sie weg, wahrscheinlich spätestens mit dem Internet, ich glaube aber, sogar früher. Man sah sie für jedes Kino über die ganze Stadt verstreut, die Kommunikation war noch nicht so einfach und allzu einfach wie heute. Alte Schaukastenfotos sind anscheinend ein Sammelartikel, im Ebay werden sie angeboten.
Am Beitrag „Bitte volltanken – Teil 4“ sieht man einen Schaukasten des Metropolkinos an der Wand rechts neben der Einfahrt in die Walli Garage.