skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Mutig In Die Dunklen Zeiten?

Mutig in die dunklen Zeiten?

Es gibt bestimmte Zeiten, da vergeht manchen Menschen die Lust zu feiern. Und es gibt manche Menschen, denen vergeht zu bestimmten Zeiten die Lust zu feiern. Ihnen sei dieser Beitrag gewidmet. In äußerst gedämpfter Stimmung lud der „Verein der Kärntner“ nämlich in den Weihnachtstagen vor 100 Jahren zur Silvesterfeier ein.

„Wie jedes Jahr, so ladet auch heuer der Verein der Kärntner beizeiten schon Mitglieder, Landsleute, Gönner und Freunde des Vereines zu seiner am 1. Jänner im Stadtsaale stattfindenden Feier der Jahreswende ein. Wohl sind es trostlose Tage, in denen wir leben, sie beeinträchtigen nur zu sehr die bescheidensten Lebens­freuden und dunkel liegt die Zukunft vor uns. Aber das gemütvolle ‚Kärntner Herz‘ vermag sich einen Ausweg aus all dem Jammer der Zeiten zu schaffen, nicht in überlauten modernen Bocksprüngen, sondern in der Uebung und Bewahrung der alten Volkssitten und der Pflege des ewig schönen Heimatliedes. Die Lebensphilosophie des Altmeisters Thomas Koschat ist Gemeingut aller Kärntner, die da lautet: ‚Lei lustig, nix grantig muast alleweil sein; derwischt du an Essig, so trink ihn als Wein!‘ Dieser Geist der Lebensbejahung ist notwendig, um uns in eine bessere Zukunft hinüber zu führen. Der sinnige Silvesterbrauch, bei Eintritt der Jahreswende einander die Hände zu reichen, sei uns allen ein Symbol unserer Schicksalsgemeinschaft. Darum lasset uns diese Stunde feierlich begehen.“

Trotz der gefühlten trostlosen Tage und erwarteten dunklen Zukunft, sollte dennoch gefeiert werden.

„Die Vereinsleitung ist bestrebt, für diese Feier ein erlesenes Programm aufzustellen. Musikalische Vorträge der eigenen beliebten Vereinskapelle wechseln mit den Darbietungen der Sängerabteilung ab, die bereits eine Auswahl der beliebtesten ,Koschatlieder“ und fünfstimmigen Lieder vorbereitet hat. Eine Schnapsschenke und ein Kärntner Lebzeltenstand werden auch ein­gerichtet. Nach, Abwicklung des Programms Tanz. Beginn der Veranstaltung halb 8 Uhr abends. Kasseeröffnung halb 7 Uhr. Das Reservieren von Plätzen kann nicht zugestanden werden. Mitglieder haben bei Lösung des Eintrittes unbedingt ihre Jahreskarte vor­ zuweisen. […] Der Saal wird gut geheizt.“ (Innsbrucker Nachrichten, 24. Dezember 1921)

Wie man dem Allgemeinen Tiroler Anzeiger vom 3. Jänner 1922 (S. 3) entnehmen kann, wurde den Gästen letztendlich mehr eingeheizt, als ihnen lieb war und die dunkle Gegenwart wurde durch Feuerschein mehr erhellt als gewünscht:

„Im großen Stadtsaale, wo der Verein der Kärntner Sonntag seine Silvesterfeier abhielt, entstand nach 10 Uhr unter dem Podium Feuer. Dort war Papier in Brand geraten, das sich angesammelt hatte, es entstand daher eine unliebsame Unterbrechung der Veranstaltung. Die Anwesenden selbst bemühten sich, das Feuer zu löschen. Dies gelang ihnen auch nach einiger Zeit. Es wurde auch die Feuer­wehr gerufen, diese hatte aber keine Arbeit mehr zu leisten.“

Was sich in dieser Zeitungsnotiz wie eine unangenehme aber unspektakuläre Unterbrechung liest, präsentierte sich im Tiroler Volksblatt vom 7. Jänner schon etwas dramatischer:

„Als am Neujahrstage im großen Stadtsaale zu Innsbruck der Verein der Kärntner seine Silvesterfeier abhielt, entstand während des Tanzes unter dem Podium in einem Haufen Papier Feuer. Dicker Qualm drang in den Saal, der Anwesenden bemächtigte sich eine Panik, insbesondere der Frauen, in wilder Flucht drängte alles dem Ausgange zu. Einigen Beherzten gelang es dann nach kräftiger Arbeit und mit Hilfe eines Hydranten den Brand zu löschen.“

Damit erschöpft sich auch schon die Berichterstattung über diese Feier. Das Vereinsheim des „Vereins der Kärntner“ befand sich übrigens im Restaurant „Schubert“ in der Anichstraße 12, von dem wir scheinbar kein einziges zeitgenössisches Foto besitzen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sommer-4-289. Wer nun denkt, „Das Bild hatten wir doch schon“, denkt richtig. Aber nachdem damals niemand dazu kommentiert hat, verdient es eine zweite Chance. 🙂 )

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. 1947 war Hans Stabentheiner Obmann des Vereins der Kärntner in Innsbruck. Am 12. März 1951 kam es zur Namensänderung auf „Kärntner Landsmannschaft Innsbruck“. Den Verein bzw. die Landsmannschaft gibt es bis heute.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche