Der Quasi-Bürgermeister – Teil 4
Neben dem Schützenwesen widmete sich Hannes Hundegger (vulgo „Krippeler Hannes“) mit große Leidenschaft dem Krippenbau. Und das obwohl seine erste selbstgebaute Krippe ein jähes Ende gefunden hatte.
Nachdem die Krippe der Familie Hundegger recht schlicht war, fertigte Hannes eines Tages aus einem Wurzelstock eine neue Krippe an. Da Familie und Freunde Gefallen an seinem Erstlingswerk fanden, entschloss er sich, die Krippe auch in der Krippenwerkstatt im Keller der Hofburg herzuzeigen. Dort angekommen, kam er mit einem Franziskaner ins Gespräch und stellte daher sein Werk ab. Und ehe er sich versah, räumte der Leiter der Krippenwerkstatt seine Krippe mit einem Beil ab. Dazu meinte der Kursleiter lapidar: „Die war ja schiach, jetzt mach ma a schönere.“ Hannes schluckte seinen Ärger hinunter und baute in der Krippenwerkstatt tatsächlich eine neue Krippe, die dann gleich bei einer Ausstellung den ersten Preis gewann.
Bald schon erwarb er sich einen Namen, der weit über Innsbruck hinaus unter Krippenfreunden einen besonderen Klang besaß. In unzähligen Kursen, die er ab den 1950er-Jahren in seiner Werkstatt in Igls abhielt, gab er sein Wissen und seine Begeisterung weiter. „Dabei galt die besondere Liebe des ‚Krippelevaters‘ der Tiroler Krippe – der Darstellung der Geburt Christi in alpinen Gebäuden und Landschaften. In den Kursen wurden die Gebäude und Wurzelhöhlen gebaut und detailverliebt ausgestattet.“
Mit Begeisterung ging er auf seinen Hausberg, den Patscherkofel, der ihm auch als unerschöpflicher Materiallieferant für den Krippenbau diente:
Abends beim Heimgehen war der Rucksack schwer,
was war drein?
Hirschhaiderich, Gaisstrauben, Latschen.
obrochne Äst, Wurzeln, Stoaner, Moos,
Holzkeil vom Schlägern, Prügelen, verkrüppelte Astlen
und noch vieles mehr,
schleppt der Johannes vom Berg in seine Werkstatt her.
Deine Kunstwerke, ob groß oder kloan,
sein auf der ganzen Welt dahoam.
Aber die schianste Kripp’n was gmacht hast
in Deinem Leben,
die steht im Igler Schulgarten drein,
dös tuat die Igler Dorfkrippen sein.
So heißt es in einem Gedicht, das ihm der Aldranser Dorfdichter Josef Thum zum 100. Geburtstag am 21. Dezember 2003 gewidmet hat. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hannes Hundegger bereits seit einiger Zeit im Altersheim St. Martin. In den ersten Jahren konnte man ihn auch dort noch in seinem Zimmer manchmal beim Basteln antreffen…
(Foto: Privatbesitz)
Dieses Sterbebildchen ist auf Grund des hochkant stehenden Fotos sehr ungewöhnlich.
Solche Sterbebilder gibt es nicht viele. Ein weiteres Beispiel ist das Sterbebild von Hans Hundeggers Großmutter Maria Hundegger geb. Steyrer, Advokatenswitwe, geboren in Murau und gestorben 1919:
http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/48045/search/89374
Im Stadtblatt von 1998 findet sich noch ein schönes Bild von Hans Hundegger beim Krippele bauen, plus Bericht:
http://amtsblatt.stadtarchiv-innsbruck.at/bild.php?id=11559