Aus dem Bautagebuch der NKB – Teil 7
In der zweiten Septemberhälfte arbeiteten bis zu 179 Mann am Bau der Nordkettenbahn. Sie stellten u.a. auf der Seegrube eine Betonmischmaschine auf, begannen ebendort mit dem „Aushub für die Kalkgrube“, bereiteten die Fundamente für die Stützen I, II und IV vor und stellten Baracken auf der Hungerburg (Kanzleibaracke) sowie am Hafelekar auf, um hier nur einige Beispiele anzuführen.
Am 19. September 1927 fand eine Besprechung der Bauleitung mit Ing. Albin Corce jun. und Partieführer Alois Bader (beide vom EWI) statt. Man verständigte sich darauf, dass „Bader […] morgen, den 20. IX., mit 8 Mann mit dem Kabelgraben ausheben [beginnt]. Die Partie wird übermorgen durch eigene Mannschaft verstärkt (13 Mann). Die ‚Bader‘-Leute gehen in unseren Stand über und wird ihnen für den Aushub von 1 m Kabelgraben 1,20 S. [entspricht rund 4,60 Euro] geboten werden. Nach Aufstellen von einigen 4 x 4 m Baracken wird die Kabellegepartie verstärkt werden“, so Ing. Thurner. Der Beginn dieser Arbeiten sollte sich jedoch um mehr als eine Woche verzögern.
Für die umfangreichen Erdarbeiten auf der Seegrube – u.a. wurde die Kote 1906 für den Bahnbau abgetragen – war eine eigene Rollbahn errichtet worden (siehe Titelfoto), um das Material abzutransportieren.
Unter dem 30. September 1927 notierte Thurner:
Stand: 179 Mann, Wetter schön, dann trüb, auf der Seegrube Schnee.
Bergstation: Auf dem Hafelekarsattel wird eine Planie zwecks Aufstellung einer Motorwinde hergestellt. Die Hütte hiezu wird auf der Seegrube morgen abgebunden (130 S. Akkord). In der 32 Mann Baracke IV werden die Polsterhölzer verlegt und mit der Innenverschalung fortgesetzt [sic]. Außenverschalung und Dach ist bis auf die Verlattelung fertiggestellt.
Mittelstation: Abtrag[ung] der Kuppe auf Kote 1906, Aushub der Fundamente für Sektion II, Einschalen der Wagenhalle – Mauern Sekt. I und Mauern des Bruchsteinmauerwerkes an der Wagenhalle Sekt. I. Für das Bruchsteinmauerwerk wurde ein Akkordpreis von 12 S. vereinbart. Hilfsarbeiter werden separat beigestellt, erhalten Prämien.
Lager Seegrube: Wegherstellung zur Baracke Nr. III. Die Planie hiezu ist fertiggestellt.
[…]
Kabellegung: Mit dem Kabellegen wurde gestern begonnen. Die Mannschaft wurde in der zweiten 4 x 4 m Baracke untergebracht. Betriebsaufseher [sic] Bader meldet, daß Terrain sehr ungünstig, da der Graben im Moränenschotter schlecht hält und einfällt. Die Kabelleger erhalten ihren vom EWI bestimmten Lohn und eine Entfernungszulage von 4,20 S.
[…]
Lager Hungerburg: Fertigstellung der Zu- und Abfahrtsstraße. Der Schotter hiezu wurde von der Seegrube zutransportiert. Die Verlängerung der Bauschiene zur Betonmischmaschine in der Talstation ist fertiggestellt. Es kann ab Montag der Schottertransport für die Talstation beginnen. Der Kabeltransport mit der Hilfsseilbahn geht dem Ende entgegen. Lohnzahlung. Küchenbetrieb geht ab Montag in Eigenregie, wobei alles beigestellt wird. Zu verrechnen sind also nur mehr die reinen Lebensmittel. Herr Stadtrat [Sebastian] Idl am Bauplatz.
(StAI, Archiv der NKB)
Das wunderbare Bild von der Rollbahn weckt Erinnerungen an das Projekt einer Liliputbahn, welche vom Hafelekar Richtung Pfeis hätte führen sollen. Dieses Projekt aus den 1920er-Jahren wurde aus verständlichen Gründen nicht umgesetzt.
Überhaupt ein tolles Foto mit dem über die Kante ragenden Bergpanorama von der Kirchdachspitze über die Kalkkögel und weiter.
Ja, es ist fantastisch, welche wunderbaren Schätze Herr Egger und das gesamte Archivteam Tag für Tag ausgraben. Vielen Dank und Zugabe, Zugabe….!
Auch ich möchte mich wieder einmal beim Stadtarchivteam bedanken, diesmal besonders für die „Minderheitenprogramme für Baumenschen“, wie „Bau der Nordkettenbahn“ oder auch die Kanalbaubeiträge im letzten Jahr. Allzuviele Menschen dieser Gattung werden ja in der Gemeinschaft „innsbruck erinnert“ nicht mitmachen und noch weniger solche, die schon im, sagen wir „Mittelalter“ der Bauerei, ihre ersten Groschen verdienten.
Mit großem Vergnügen und Interesse betrachte ich immer wieder diese Bilder – danke!