Wildes Plakatieren
Wo findet, wann, was statt. Veranstaltungsinformationen bekam man in den 1990er Jahren noch auf der Straße. Angekündigt wurde mit Plakaten. Sie klebten fast überall, an Hauswänden, Laternenmasten, Brückenpfeilern und –brüstungen, an Stiegenaufgängen, in Durchgängen. Je mehr, umso besser.
Dank der Plakate erfuhr man frühzeitig, welche Events in Innsbruck und außerhalb der Stadtgrenzen stattfinden werden. Mancher Konzertbesuch in der Olympiahalle in München wurde dadurch möglich. Die Erinnerungen, mit welchen Superstars die Nächte durchgerockt wurden, sind immer noch lebendig.
Wildes Plakatieren kam teuer. Das Entfernen der Plakate kostete der Stadt Innsbruck im Jahr 1990 ATS 400.000. Deswegen stellte sie einschlägigen Vereinen kostenlos 28 Litfaßsäulen für die Kundmachung von Kultur- und Jugendveranstaltungen zur Verfügung. Offensichtlich reichte dieses Angebot nicht aus. Nach geeigneten Standplätzen für weitere 10 Litfaßsäulen wurde gesucht.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-23237, 1990)
Genau so habe ich den Durchgang Amraser Straße – Viaduktbögen – Bruneckerstraße in Erinnerung.
So hat es etwas früher hier ausgeschaut:
https://innsbruck-erinnert.at/die-boegen/
Bis in die 1970er wurde generell ja sehr „brav“ mit Tixo großteils in/an Geschäften plakatiert. Der Beitrag der Stadt erfolgte in der Form, dass alle Plakate ins Stadtsteueramt geschleppt werden mußten, um dort einen Lochstempel zu empfangen, wenn Amtszeit und -lust gerade gegeben waren.
Das Foto zeigt schön, wie „reagiert“ wurde, als dann in den 1890ern überregionale Veranstalter „Profis“ mit viel Leim und wenig Rücksicht einsetzten. Die Schikanierung der lokalen Veranstalter war offensichtlich deutlich einfacher als die effiziente Verfolgung von ext. Subunternehmern …
„1980ern“ natürlich …
Wobei ich mich schon frage, was bei der Entfernung wilder Plakate durch vermutlich auf Monatsbasis bezahlte städtische Bedienstete 400.000 Schilling gekostet haben mag. Und wozu überhaupt entfernen? Pickt ja gleich am nächsten Tag wieder was anderes dort. Ich seh schon, ich bin bürokratieunfähig.
Popkulturell interessant an diesem Foto ist zum einen das „Black Sabbath“-Plakat. Die britische Band trat offenbar am 09.10.1990 im Olympiastadion auf, mit der 1995 aufgelösten US-Hardrock-Band „Circus of Power“ sowie den Tiroler Hardrock-Urgesteinen „Schubert“ als Vorband. Tina Turner spielte auf ihrer „Foreign Affair: The Farewell Tour“ am 16.08.1990 in Bozen, dafür haben laut Plakat Nord-/Südtiroler Politiker den Ehrenschutz übernommen. Ein Plakat für eine „Afro Night“ presented by DJ Kugi ist zu entdecken, ebenfalls eine einzigartige Szene, die sich im Innsbrucker Z6, beim jährlichen Afro Meeting in der Olympiahalle, in Diskotheken rund um den Gardasee und in Süddeutschland abspielte. Zu guter letzt sticht das Plakat vom „Treibhaus Sommergarten“ ins Auge. Nicht nur, weil es für die damalige Zeit grafisch aufgrund seiner Eleganz heraussticht, sondern weil Norbert Pleifer auch schon vor 22 Jahren die Stadt mit Open Air Veranstaltungen bereicherte, sicher auch damals nicht ganz ohne Widerstand.