Des Kaisers neuer Reisepass
,,FRANZ!“ ,,SISSI!“ … Diese zwei Namen schallen mindestens einmal im Jahr durch die Wohnzimmer der Österreicherinnen und Österreicher, denn die Sissi-Trilogie ist praktisch ein Pflichtprogramm in der weihnachtlichen Fernsehunterhaltung. Aber es gibt noch einen Namen, der fest im österreichischen Allgemeinwissen verankert ist: Otto. Und bevor jetzt alle stolz den gleichnamigen Versandkatalog hochhalten, möchte ich mich etwas präziser ausdrücken. Die Rede ist von Otto Habsburg-Lothringen, Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I., der in den 60er-Jahren auch mal in Innsbruck vorbeigeschaut hat.
Bis zu diesem Ereignis war es jedoch ein langer steiniger Weg. 1919 wurden mit dem ,,Habsburgergesetz“ die Vorrechte des Hauses Habsburg-Lothringen sowie der Adelsstand allgemein aufgehoben. Damit ein Habsburger wieder nach Österreich einreisen durfte, musste er zunächst eine Verzichtserklärung unterschreiben. Viele Familienmitglieder gingen dieser Aufforderung auch nach, nur Otto Habsburg ließ sich Zeit. Doch am 5. Juni 1961 wendete sich das Blatt. An diesem Tag wurde dem damaligen Bundeskanzler Gorbach (1961-1964) ein Schreiben übermittelt, in dem Otto Habsburg formell auf seine Thron- und Herrschaftsansprüche verzichtete und sich als treuer Staatsbürger der Republik Österreich erklärte. Dennoch wurde sein Einreiseansuchen im Sommer 1963 abgelehnt, da der Verwaltungsgerichtshof die Verzichtserklärung zwar für aussagekräftig genug befunden hatte, jedoch empfand der Ministerrat dies nicht so. Es war die Geburtsstunde der sogenannten Habsburg-Krise, die vor allem innenpolitisch für viele Unruhen sorgte, da man stark an der Glaubwürdigkeit dieser Verzichtserklärung zweifelte. Der österreichischen Regierung waren vor allem die ehemaligen Kontakte zwischen Otto Habsburg und den antidemokratischen Politikern Dollfuß und Schuschnigg ein Dorn im Auge.
1966 wurde das Kriegsbeil schlussendlich begraben. Unter der ÖVP-Alleinregierung erhielt Otto Habsburg im Juni einen österreichischen Pass. Im Oktober des gleichen Jahres reiste er zum ersten Mal über Scharnitz nach Österreich ein und verweilte für eine kurze Zeit auch in Innsbruck, wo er von den Tiroler Schützen festlich empfangen wurde. Bereits 1945 nach Kriegsende hielt sich Otto Habsburg zusammen mit seinem Bruder Robert in Innsbruck auf, allerdings musste er 1946 wieder ausreisen, nachdem Karl Renner (1945-1950) das ,,Habsburgergesetz“ wieder eingeführt hat. Auf unserem Foto sehen wir Otto Habsburg 1971 rechts im Bild bei der Tagung vom Österreich – College – Symposium in der Hofburg, daneben befindet sich der damalige Bürgermeister Alois Lugger (links) und der Politiker Dr. Toncic (Mitte)
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-9502)
(Verena Kaiser)