Beim Teutates. Die Römer kommen!
Am 15. Mai 1985 könnte dieser Ruf in Innsbruck erschollen sein.
Da zogen nämlich römische Legionäre in die Stadt ein. Sie kamen von Verona und machten hier halt. Im Rathaus begrüßte sie Stadtrat Dr. Knoll geziemend auf lateinisch. Um die Verständigung zu erleichtern, wurde die weitere Unterhaltung dann doch auf Deutsch weitergeführt.
Die Alpenüberquerung erfolgte aus Anlass der 2000-Jahr-Feier von Augsburg im Jahr 1985. Geplant wurde das Projekt vom Münchner Historiker und Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann in Erinnerung an den Räterfeldzug im Jahr 15 vor Christus, der mit dem Sieg der Römer über die in den Alpen und im Alpenvorland lebenden Räter und Vindeliker endete. Gemeinsam mit Freunden rekonstruierte er die Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände der Legionäre der Legio XXI rapax nach bildlichen Darstellungen, schriftlichen Zeugnissen und noch erhaltenen Originalkleidungen.
Am 25. April 1985 startete Marcus Junkelmann mit sieben Kameraden in Verona. In 24 Tagen marschierten sie auf der Feldzugsroute des Jahres 15 v. Chr. über den Brenner nach Augsburg (540 km). Durchschnittlich waren sie täglich 25 Kilometer unterwegs. Geschlafen wurde in Zelten. Die Verpflegung bestand aus geschrotetem Korn, das zu Brei gekocht oder auf heißen Steinen gebacken wurde. Als eiserne Reserve gab es Speck und Käse. Frischfleisch, wenn vorhanden, wurde am Lagerfeuer gebraten. Zum Trinken gab es Rotwein, das Essigwasser in den Feldflaschen „genossen“ die Männer nur während des Marsches. Am Abend mussten noch dazu Aufgaben wie Reparaturen an Ausrüstung und Material durchgeführt werden.
In Innsbruck wurden die Legionäre mit Met und Schweinshaxen gestärkt und konnten ihren Marsch nach Augsburg fortsetzen. Über die Erlebnisse dieser Alpenüberquerung schrieb Marcus Junkelmann das Buch mit dem Titel „Die Legionen des Augustus“. Das ungewöhnliche Experiment sorgte für großes Aufsehen und machte Marcus Junkelmann überregional bekannt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-21162, Mai 1985)