Ganz ohne Kran
Am Bau zu arbeiten ist bis heute eine körperlich sehr belastende Tätigkeit. Heute gibt es allerdings zahlreiche technische Hilfsmittel, mit denen die Arbeit leichter wurde. Es gibt auch ganz simple Erleichterungen: Ein Zementsack wurde von 40 Kg. einfach ab Werk auf zwei Säcke aufgeteilt. Und schon war die Last leichter zu tragen.
Auf dieser Baustelle sehen wir aber keinen Kran, sondern nur einen mechanischen Flaschenzug. Eine schwere und gefährliche Tätigkeit. Natürlich kann man sagen, dass die Baustelle eh schon fast fertig ist. Aber an diesem Ort hat auch vorher kein Kran gestanden.
Ob man damals auch schon den Lehrbuben um einen Kübel Druckluft oder vier Lufthaken geschickt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Da es sich dabei um eine Art Initiationsritus handelt, ist es anzunehmen, dass man unbedarfte Lehrbuben mit üblen Streichen auf ihre „Würdigkeit“ getestet hat, um sie als vollwertiges Mitglieder der Arbeiterschaft betrachten zu können.
Leider hat sich bei genauerer Betrachtung die Riesen-Unterhose, die zum Trocknen im Nebenhaus aus einem Fenster hängt, als zwei einzelne Leiberl herausgestellt. Alles andere wäre ja auch zu schön gewesen…
Da blieben eigentlich nur mehr zwei Fragen offen: Was ist das für eine seltsame Konstruktion zu ebener Erde? Und: Wo befinden wir uns eigentlich?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24.372-154)
Sehr schwer! Blocksaggen, Wilten, Pradl… „i hol gschwind die Gwichtln für die Wasserwaag“ vielleicht fällt mir ja unterwegs was ein.
Das Haus rechts wäre ja in gewisser Weise ein Unikum, welches man mit seinem (unfachmännisch ausgedrückt) Zwischengiebel mit Erker, finden müßte, wenn es noch steht. Im Parterre Fenster wie für ein Gasthaus oder eine Werkstatt. Die Fassade am Haus linker Hand zeigt vom Stil her auf die Baugrenzen um 1890. Und an beiden Gebäuden schwere Splitterschäden des Bombenkriegs. Der Neubau war wohl ein Volltreffer.
Dazu eine Grünfläche, man könnte meinen, sie befindet sich zwischen zwei Fahrbahnen. Trotzdem schwer zu finden,
Die Bauweise „ganz ohne Kran“ hat man nicht mehr weiter gepflegt. Es gab auch komfortable Bauaufzüge, aber mit der Betonkübelanwendung brauchte es völlig einen Kran. An der hier gezeigten Baustelle prangt allerdings eine Bautafel mit dem bekannten Katzenberger Logo mit der Fertigbetondecke, die trotzdem noch Füllbeton braucht, es ginge schon ohne Kran, wenn man müßte.
Das Konstrukt im Vordergrund halt ich für einen handgezimmerten Vorläufer des Bauleitungscontainers.
Ein guter Hinweis wegen der Fassadenverzierungen wäre das Haus links, aber dieses wurde vor knapp 10 Jahren abgerissen (siehe den Link zu meiner Website:
https://michael-svehla.com/2021/03/07/wilten/).
Wir blicken auf den Wiederaufbau Schidlachstraße 13/15, rechts das von Bombensplittern gezeichnete Eckhaus zur Karmelitergasse hin.
Genau, Herr Svehla, damals hab ich mich selber noch maßlos geärgert über den Abriss des schönen Hauses, gemerkt hab ich mir die Fassade aber offensichtlich nicht. Auch das Eckhaus wäre zu einem trostlosen Nullachtfuffzehn Gebilde degeneriert, hätte man nicht die Fensterläden drangelassen. Die runden „Gewerbe“fenster hat man – eckig ist bei Fenstern billiger – begradigt.
In der Schidlachstraße gibts wenigstens noch immer ein paar sehr schöne Häuserfronten, den Zwillingsbau Nr. 3 und 5 werden Sie sicher kennen und die prächtige Nr. 7.
Das Grün gehört dann zum Pechegarten.
Als man damals das Rätselhaus wieder aufgebaut hat, hat man mit den zwei Erkerreihen wenigstens noch andeutungsweise an die alte Gestaltungsmode anschließen wollen.