Das Ursulinenkloster – Teil 1
Der Ursulinenorden führt seinen Ursprung auf die heilige Angela Merici zurück, die um 1470 in Desenzano am Gardasee geboren wurde. 1535 gründete Angela in Brescia eine Gesellschaft von Frauen, die sie unter den Schutz der heiligen Ursula stellte. Der daraus entstandene Ursulinenorden leistet seit damals Pionierarbeit in der Mädchenbildung und war somit wichtig für die wachsende Selbständigkeit der Frauen. Die Ursulinen gelten heute als der weltweit ältester Schulorden. Die Witwe Kaiser Ferdinand III., Eleonora von Gonzaga, stiftete das erste österreichische Ursulinenkloster im Jahr 1660 in Wien. Von dort aus entstanden Niederlassungen u.a. in Klagenfurt, Linz, Graz und Salzburg. Im Jahr 1691 wurden die Ursulinen auf Betreiben des Grafen Hieronymus Bernhard Ferrari d’Occhieppo nach Innsbruck berufen.
In den Jahren 1700 bis 1705 wurden anstelle älterer Häuser und des adeligen Ansitzes „Hechtenburg“ das Kloster und die Kirche am Marktgraben/Ecke Innrain erbaut. Die Pläne hierfür lieferte der Innsbrucker Baumeister Johann Martin Gumpp d. Ä (1643-1729). Während die Fassade im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert verändert wurde, präsentieren sich die Portale mit den reich geschnitzten Türen noch in ihrer ursprünglichen Gestalt. Ein Blitzschlag beschädigte 1830 den Turm und Teile der Fassade. Im Zweiten Weltkrieg trafen Fliegerbomben die Kirche; ab 1947 wurde sie wieder aufgebaut.
In der Schule der Ursulinen, der ersten Mädchenschule Innsbrucks, wurden und werden seit 1691 Generationen von Mädchen unterrichtet, im angeschlossenen Internat, früher „Pensionat“ genannt, konnten auswärtige Schülerinnen wohnen. Bereits am 10. Mai 1802 berichtete das Innsbrucker Wochenblatt ausführlich über die Schule und lobte diese in den höchsten Tönen:
Die Kirche des Klosters, die Ursulinenkirche, war ursprünglich mit einem flachen Tonnengewölbe, einem eingezogenen, quadratischen Chor und einer zweigeschoßigen Eingangsempore versehen. Die darunter liegende Vorhalle war durch zwei freistehende Säulen aus rotem Marmor und schmiedeeiserne Gitter von 1711 vom Kirchenraum abgetrennt. Bei der Profanierung 1983 wurde der Innenraum völlig neu gestaltet und die Ausstattung bis auf wenige Stuckreste entfernt. Auf der Höhe der Empore wurde eine Zwischendecke eingezogen. Die Erschließung der Säle erfolgt durch das ehemalige Schulgebäude, jetzt Musikschule. Dafür wurden die drei Rundbogennischen zwischen den Pilastern in Türen umgewandelt. Der ehemalige Haupteingang der Kirche dient jetzt als Notausgang. Zu Ende der 1970er-Jahre sollten sowohl Nonnen als auch Schülerinnen in ein neues Gebäude am Fürstenweg übersiedeln – dazu mehr im Teil 2.
Team Stadtarchiv/Manfred Mingler
(StAI, KR-PL-657/Ph-G-18376/Ph-35966/Ph-33555/PI-556/Ph-15489/Ph-15492/Ph-15494)