Wind & Wetter zum Trotz II
Wir haben die sechs Bergfreunde vor einigen Tagen beim nächtlichen Aufstieg auf die Innsbrucker Hütte verlassen, eben als einige Kröten für „Entsetzen“ sorgten. Bevor Sie sich zu großen Sorgen um das weitere Wohlergehen der sechs jungen Innsbrucker machen, setzen wir mit dem Tourenbericht fort:
Nach ca 1h, es war bereits ganz dunkel, wir benützten schon eine Taschenlampe, fing es zu unseren [sic] Entsetzen regnen an. Zuerst ein bißchen, dann mehr, es hörte wieder etwas auf, um mit erneuter Kraft wieder zu schütten an[zu]fangen. Es ging bereits durch und wir nahmen die Zeltblätter. Wir benützten 2 Taschenlampen und 3 Zeltblätter. Es wär[e] gewiß zum Lachen gewesen unser Anblick, wir dachten aber kaum daran, das Reden verstummte fast, hin und wieder hörte man schimpfen. Man kanns sich jetzt kaum mehr vorstellen wies war. Dunkelheit, Regen und eigentlich nicht wissen wie lange zu gehen immer wieder Serpentinen, wohin geht der Weg. Wir achteten kaum mehr auf dem [sic] Weg, stolperten nur so dahin. Wo ist die Hütte? Kommt sie bald wie lang wohl noch? Die einzigen Fragen, die uns noch beschäftigten, wenigstens uns Mädchen, das Wasser rann über das Gesicht und beim Kinn zu einem Bach zusammen; ist das Gehen bei Nacht und Regen betrogen. Der Weg ging jetzt mehr eben, vielleicht gegen das Ende zu?
Und mit diesem geradezu klassischen Cliffhanger verlassen wir die sechs Bergfreunde für heute und gehen uns erst einmal aufwärmen. Bis morgen!
(StAI, Ph-Pl-1413 / Text: Tourenbuch im Besitz von G. Amor, Innsbruck)
Diese Geschichte ist in der Tat ein Ansporn, die Innsbrucker Hütte wieder einmal zu besuchen – allerdings bei schönerem Wetter. Am einfachsten geht das mit dem Elferlift von Neustift aus. Der Auf- und Abstieg von Gschnitz ist aufgrund der vielen Serpentinen immer etwas mühsam.
Zur Bauhistorie der Innsbrucker Hütte schreiben die Zeitungen bereits 1894:
„Der jährlich steigende Fremdenverkehr in Tirol hat
auch für den Habicht einen größeren Besuch ge-
bracht, so dass die Innsbrucker Hütte hiefür
nicht mehr ausreichend war. Die vorgenannte
Section beschloss daher eine Erweiterung der Hütte
vorzunehmen und stellte bei der vorjährigen
Tiroler Landausstellung eine Musterschutzhütte zur
Schau, welche nach einer neueren Methode erbaut,
nur aus einem Balkengerippe mit Korkziegeln
ausgefüllt und mit entsprechender Bretter- und
Schindelverschalung bestehend, die vollständige
Ausnützung eines jeden Raumes gestattet und für
40—50 Personen Schlafraum bietet. Dieser
Musterbau fand auch allgemein Beifall und
Anerkennung, wurde von den höchsten und hohen
Mitgliedern des österreichischen Kaiserhauses mit
dem Besuche beehrt und wurde durch ein Ehren
diplom vorgenannter Ausstellung ausgezeichnet.
Noch im Herbste und Winter 1893 wurde diese
neue Innsbrucker Hütte in ihre Theile zerlegt
und im Gewichte von 30.000 kg bis zur Kar-
alpe im Pinisserthale gebracht.“
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=18940903&query=%22innsbrucker+h%c3%bctte%22&ref=anno-search&seite=4