Ein Tag auf der Höttinger Kirchenbaustelle
Bereits vor kurzer Zeit waren wir auf der Baustelle der neuen Hottinger Pfarrkirche zu Gast, wo ein schier babylonisches Sprachengewirr herrschte und Polier Vögele ein hartes, aber herzliches Regiment führte. Heute wollen wir den Arbeitsalltag auf dieser Großbaustelle etwas näher beleuchten und stützen uns dabei wieder auf die plastischen Schilderungen von Pfarrer Mößl:
„Zu Beginn der Arbeitszeit um 6 Uhr morgens und 3 Uhr nachmittags gab der Polier Vögele Peter mit einem Mundpfeifl ein Zeichen, das die ganze Arbeiterschaft vor seiner Bauhütte versammelte. Desgleichen nach jeder beendigten Arbeitszeit. Vögele Peter verlas jedesmal zur Kontrolle die Namen der Arbeiter die ihre Anwesenheit mit dem Rufe: Hier! bekundeten. An Samstagen war immer Zahltag. Nach dieser Kontrolle begab sich jeder an seinen bestimmten Arbeitsplatz.
Vormittags um 10 Uhr erschien fast regelmäßig der Obmann [des Kirchenbauvereins] Fischler mit einigen Männern vom Kirchenbau Ausschuße auf dem Bauplatze. Später um 11 Uhr kam täglich der Pfarrer und schritt den ganzen Bau ab von Gerüst zu Gerüst; Nachmittag um 1/2 2 Uhr herum und abends gegen 5 Uhr kam er wieder zur Besichtigung und Unterhaltung mit Vögele Peter. Punkt 3 Uhr erschien tagtäglich Leopold Heiß, verweilte 10 Minuten, dann ging er [in] seine Baukanzlei in der Stadt. Diesen Kirchenbesuch machte er alle Tage auch später hinaus bis an sein Lebensende mit aller Pünktlichkeit. Die Baumeister Paul und Theodor Huter und ihr Bauführer Wilhelm Welte beaufsichtigten fleißig die Bauführung.
Wenn der Baufortschritt wiederum eine gewiße [sic] Höhe […] erreicht hatte, spendierte der Pfarrer der Arbeiterschaft am Samstag einen Feierabendtrunk mit Bier, Würsteln, Brod [sic] und Zigarren. Da wars immer gemütlich und die Arbeiter waren zufrieden. – Während der ganzen Bauzeit gab es keine Arbeitseinstellung infolge Arbeiterstreike [sic] und öffentlicher Unruhen“, so Hochwürden in seinen Aufzeichnungen.
(Quelle: Pfarrarchiv Hötting, Manuskript Mößl)