Brummeln & Beuteln
Glaubt man dem langjährigen Höttinger Pfarrer und Chronisten Johannes Chrysostomus Mößl (1863-1942), so waren diese zwei „der berüchtigten großen Höttinger B“ am Bauplatz der neuen Pfarrkirche „Tag für Tag“ zu hören. Und er musste es ja wissen, besuchte er doch oft die Baustelle. Und was Hochwürden da zu hören bekam, schilderte er später wie folgt:
„Beide Maschinen [Brech- und Betonmischmaschine] wurden mit elektrischer Kraft betrieben und von etlichen Lehrbuben bedient, die täglich mehr [oder] weniger oft vom Polier Vögele Peter oder gegenseitig durchgebeutelt und ausgeschimpft wurden in Höttinger Ton und Dialekt. Das war eine der lautesten und lebhaftesten Baustellen am Bauplatze. Der Pfarrer [d. i. Johannes Chrysostomus Mößl] hat sich hier mit Vorliebe aufgehalten und dem ‚Beutlen‘ (sic!) zugeschaut und dem Brummlen teilnehmend zugehört. – Wenn einer dieser Bürschlen vom Vögele Peter ertappt wurde mit Schnaps-Schmuggel, mit Rauchen, mit Faulenzen u.s.w. dann wurde gebeutelt und gebrummelt – und – gebettelt: ‚Laßts mi gian, – bitt enk schian.‘ Hinten drein wurde mit der großen ‚Goschn‘ auf den Vögele Peter losgeböllert hinter seinem Rücken. – Auf dem Bauplatze wurde geredet in mehreren Sprachen: 1. Höttingerisch; 2. Axamerisch; 3. Wälsch, 4. Slowenisch, 5. Kroatisch. Letztere waren als tüchtige Stukaturarbeiter von Görz und Istrien. Im Großen und Ganzen gab es mit der Arbeiterschaft nicht viel Anstände. Wenn aber einer mit Schnaps erwischt wurde oder an seiner roten Gesinnung erkannt wurde, oder Sozialdemokraten auf dem Bauplatz sich unter die Arbeiter manchmal einschlichen, dann fing der Vögele Peter an zu böllern und brummen mit seinem urwüchsigen Mundstück, höttingerisch, axamerisch und welsch.“
Unser Titelfoto zeigt Pfarrer Mößl bei einem Besuch auf der Baustelle mit Ingenuin Fischler (Obmann des Kirchenbauvereins) und dem Polier Peter Vögele (er steht gleich rechts von Ingenuin Fischler und hat einen Strohhut auf).
PS: Mehr über den Maurerpolier Peter Vögele – ein echtes Höttinger Original – lesen Sie hier in Kürze…
(Pfarrarchiv Hötting, Manuskript Mößl)
Lieber Matthias, Schade, dass ich dieses Foto erst jetzt zu Gesicht bekomme. Ich hätte es liebend gerne in meine Fischler-Chronik mit aufgenommen. Leider ist die bereits im Druck. Ingenuin ist hier besonders leicht erkennbar, nicht nur wegen seiner Statur: er ist der Einzige unter den fast 50 abgebildeten Herren ohne Hut!