800km sind geschafft! (Abessinien Teil 13)
„Um ½ 12h mittags war es soweit, dass wir vom Hauptlager Mendi aus zu Herrn Kegel aufbrechen konnten. Es ging südostwärts, erst über flachgewellte offenen Landschaft, dann durch Schirmakazienwälder auf und ab, einmal über einen grösseren Fluss, dann wieder durch freie von Eukalyptusbäumen, mit Kaffeepflanzungen, Aeckern und Weiden in 5 Stunden zu unserem nächsten Lager bei Gaba Tobi bzw. Ghidda. Wir hatten einen nur in der Trockenzeit möglichen Abkürzungsweg hinter uns.“ (aus dem Brieftagebuch vom 12.02.1930)
Am nächsten Tag erreichten sie den Lagerplatz von Herrn Kegel, von wo aus sie gemeinsam wieder nach Nedscho fuhren, um dort Herrn Stier zu treffen, der sich wegen seines Rheumaleidens dorthin zur Behandlung zurückgezogen hatte. In Nedscho entwickelte Erwin Hammerle einige der aufgenommenen Fotos.
Während er die Bilder entwickelte, entnahm er seiner Karte von Abessinien die Information, dass die Karawane nun schon über 800 Kilometer zurückgelegt hatte.
Am 23. März brach die Karawane zu einem Exkursion nach Beni Shagul auf. Am ersten Tag ging es größtenteils über alte Lavadecken, vorbei an Kratern mit schwarzen Lavasteilrändern. Am nächsten Tag durchquerten sie Parklandschaften, bis sie an einer flacheren Furt des Dabus ihr Lager aufschlugen. Hier blieb Erwin Hammerle mit acht weiteren Personen, während sich Herr Schmid mit den Maultieren auf den Rückweg nach Mendi machte, um weiteres Gepäck zu holen. Vier Tage später, in denen Erwin Hammerle seine Pirschfähigkeiten aufgebessert hatte, überquerten sie den Fluss, nachdem Herr Schmid zurückgekehrt war.
Sie gelangten nach Aba Modi, wo sie vom gleichnamigen Scheich und seinem Sohn empfangen wurden. Da sie sich nun im islamischen Teil Abessiniens befanden, wurden sie mit Honigwasser, Kaffee, Tee und rahmreicher Milch empfangen. Im Gegensatz zu früheren Besuchen, bei denen Alkohol eine wichtige Rolle gespielt hatte.
Nach weiteren zwei Tagen erreichten sie Magale, die damalige Hauptstadt der Region. In Magale wurden sie von Scheich Al Mahdi, dem Sohn des Sultans Hodschili, empfangen, der ein eigens für die Reisegesellschaft errichtetes „Dorf“ zur Verfügung stellte. So konnten die Reisenden nach langer Zeit wieder einmal ihre Feldbetten unter einem festen Dach aufschlagen.
In Magale konnte Erwin Hammerle wieder Post aufgeben und fasst die letzten Berichte in einem Brief nach Hause zusammen. Er selbst hat in der Zwischenzeit nur eine Postkarte von zu Hause erhalten:
Die restliche Post aus der Heimat und auch einige arbeitstechnische Briefe erreichte die Reisenden in Magali, nachdem sie wohl einige Umwege hinter sich hatten.
Die nächsten Kilometer kommen nächsten Mittwoch.
Amelie Sturm (Stadtmuseum/Stadtarchiv, SammelA-501, Ph-Pl-3065)