8 Monate anno 1902 (34)
Aus der Serie „Fast Vergessene Festtage“ heute: Das Skapulierfest. Der eigentliche Gedenktag für „Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel“ ist der 16. Juli, er wurde aber wie bei Marie auch am Sonntag danach begangen. Und wie der Name bereits vermuten lässt, geht er auf den Karmeliterorden zurück.
Der Legende nach erschien die Jungfrau Maria 1251 dem aus der englischen Grafschaft Kent stammenden heiligen Simon Stock, damals Generalprior des Ordens, und übergab ihm ein Scapulier. Dies war ursprünglich ein über dem Ordenskleid getragenes Schultertuch bzw. später auch ein kleiner Stoffstreifen, der unter der Alltagskleidung mitgetragen werden konnte.
Die (Laien)Bruderschaft des heiligen Skapuliers verschrieb sich der besonderen Verehrung Mariens und, wie das Titelbild zeigt, konnten ihr entgegen des Namens auch Frauen beitreten.
18. Juli [1902], Freitag. Heute war zum 1. mal seit unserm Hiersein die Gegend mit Nebel bedeckt; es regnete ein wenig, nachmittags hellte es auf; Sonnenschein u. blauer Himmel. Ich zeichnete einen Clematiszweig ab. Heute zogen die Stallsinser auf den Oberleger. Schafer Luis rannte 2 mal vorbei, denn 4 Schafe waren in einem Schrofen eingestiegen; abends kam der bei der Rettungsaction betheiligte Erler Adolf u. erzählte, dass alles nutzlos gewesen sei.
19. Juli [1902], Samstag. Der l. ganze Regentag. Seppl brachte uns die Milch; heute giengen wieder 3 Leute den Schafen zuhilfe; selbe wurden glücklich gerettet.
20. Juli [1902], Sonntag; Scapulierfest.
Mit Bangen hatten wir gestern den Lauf der Wolken verfolgt; wird es schön werden? – Ein leichter rosa Schimmer ließ auf „Ja“ schließen; morgens aber regnete es, gegen 5 ¼h hörte es auf; rasch wurde alles fertig gemacht, um ins Volderthal zu eilen, wo wir um 8h dem „Amt“ beiwohnten. Es war wieder Predigt, welche behandelte, dass alles eine Fügung Gottes sei; geht‘s uns gut, so sollen wir dafür danken; sucht Er uns aber in der Trübsal heim, sollen wir ebenfalls es dankbar anerkennen; was vom Herzen kommt, geht zum Herzen; sagt das Sprichwort; jede Heimsuchung aber entspringt dem liebevollsten Erlöserherzen, darum soll auch unser Herz jede Heimsuchung in Liebe annehmen. – Wir nahmen einen kleinen Imbiss, sprachen mit Excellenz v. Wannisch, dessen Frau, Schulleiter Schober, Fr. Soedic/Svedic[?] etc. Alsdann verabschiedete sich Hr. Jenewein nach 3 wöchentlichem Aufenthalt von uns u. wanderte mit Schmarl gen Hall, während wir 5, begleitet von Hrn. Rudolf, der uns im Volderbad erwartete, nach den Höhen des Tulferberges stiegen. Ohne Regen langten wir oben an, doch wurde es sehr kalt. Abends fuhr ein Gewitter vorüber; Wind und Gussregen waren die Haupterscheinung. Um ½ 7h nach eingenommenen Nachmahl eilte Herr Baumgartner thalwärts.
Heute ist Margreth’s Namenstag; gestern abends gratulierten wir ihr; ich gab ihr 1 Fotografie der Wetterburg u. 1 der Leute.
21.VII.1902. Schlechtes Wetter. Abends gratulierte ich der Madeleine zu ihrem morgigen Namenstag u. gab auch ihr 1 Fotografie.
22.VII. [1902] Dienstag. Heute früh kam Herr Muigg. Gestern war ein wundervoller Mondaufgang; zuerst färbten sich beim Hausburger die Wölkchen golden u. silbern.
Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)
Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, VO-1550 (Bestätigung über die Einverleibung der Barbara Arzböck aus Jochberg in die Marianische Erzbruderschaft des heiligen Skapuliers zu Kirchberg im Brixenthale der Erzdiözese Salzburg am 19. Juli 1862).
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