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Ein Galgen Zur Erziehung

Ein Galgen zur Erziehung

Innsbrucks schaurigster Ort ist in Vergessenheit geraten. Das Innsbrucker Finanzamt, welches heute an jener Stelle steht, erinnert in seiner Schaurigkeit bisweilen an die Gräueltaten, welche hier verübt wurden, denn auch das Finanzamt kann schlaflose Nächte verursachen – doch Scherz beiseite. Der Prügelbauplatz, wir sehen hier eine k.k. Landsturm Ersatzkompanie im Jahre 1914 exerzieren, diente bis zum Jahre 1861 als Richtstätte, auf dem Exekutionen durchgeführt wurden. So berichtete die Tiroler Tageszeitung am 20. November 1972 in ihrer Rubrik „Aus Tirols Kriminalchronik“, über den „Feuerteufel Mesmer“: „Am 5. Dezember 1839 um 9 Uhr vormittags wurde auf dem Prügelbauplatz zu Innsbruck der ledige 28jährige Webergeselle Josef Mesmer wegen wiederholter Brandlegung und Diebstahls öffentlich durch den Strang hingerichtet.“ Der Täter wird als fauler Vagabund charakterisiert, der seine „Waren als Hausierer zu Schleuderpreisen verkaufte und das Geld in Brandweinspelunken vertrank.“

Allgemein müssen faule, nichtstuerische Charaktereigenschaften als Grundlage für Gräueltaten gegolten haben. Zumindest wurden diese oft als Erklärung herangezogen, wohl auch um die elterliche Erziehung der damaligen Zeit nicht weiter zu hinterfragen. In einer Urteilsverkündung des Wolfgang F. wegen Mordes und Schändung an mehreren Kindern ist wie im Falle des „Feuerteufels Mesmer“ von einer „guten Erziehung seiner Eltern“ und rechtschaffener Fürsorge zu lesen. Der „Müßiggang“, das „besinnungslose herumvagiren“ wird hingegen auch hier als Grund allen Übels und „Keim zu jener Unsittlichkeit“ beschrieben.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Gerichtsurteil des Wolfgang F.)

Des „Müßiggang aller Laster Anfang“, wird auch in Peter Rohreggers Werk „Mord und Todschlag im alten Tirol“ anhand eines Zeitzeugenberichtes eingängig dargestellt. „Wer die Rute spart, hasst sein Kind“, hallen die Worte des Pater Gregors am 26. März 1841 der schaulustigen Meute am Prügelbauplatz entgegen. Vor ihr der erstarrte Leichnam des Joseph Spöttl. Pädagogisch wertvoll erschien auch, die zukünftigen „Verbrecher“ direkt zu adressieren. „Schauet ihn nur an, ihr bösen Kinder, die ihr von euren Eltern mehr Freiheit fordert. Da hängt nun der Mörder, am Pfahle mit einem Strange erwürgt!“ Social Media in seiner Reinform sozusagen. Ein Wort für Helikoptereltern gab es zur damaligen Zeit jedoch noch nicht.

Weitere rätselhafte Ereignisse um den Prügelbauplatz finden Sie hier.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-30752, 1914)

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, VO-1854, 1861)

(Tiroler Tageszeitung, 1972, Nr. 268, S. 4)

Autor: Lucas Brand

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