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1000 Jahre Wacker Innsbruck

1000 Jahre Wacker Innsbruck

Wahrscheinlich werden wir uns heute Nachmittag auf der Nordtribüne des Tivoli treffen, wenn dort die DJs ihre Turntables auspacken; ganz treue Anhänger treffen sich schon vorher beim Spiel Wacker gegen den SVG Mayrhofen, derzeit Tabellen-Achter der Happy Tirol Liga. Heute wird friedlich gefeiert, hoffentlich ohne spätpubertäre bengalische Feuerspiele oder Versuche von verwirrten Köpfen, das eigene Stadion mit Raketen abzufackeln. Wer nicht so oft mit der Stubaitalbahn fährt, selten die Sportseiten liest oder sonstwie abgeschnitten von Social Media lebt: Grund ist der 110. Geburtstag von Mannschaften, deren Bezeichnung in der Regel Wacker Innsbruck lautete und deren Mutterschiff laut Wikipedia 1914, 1915 oder 1923 gegründet wurde. Hierzu ein Lesetipp: Einer der ältesten Artikel über Fußball in Innsbruck, den man in der ULB Digital finden kann ist auch einer der nettesten. Der letzte Abschnitt im Vollzitat:

Leider gibt es noch viele, die in falschem Vorurteil dem Fußballspiel nicht nur kein Interesse entgegenbringen, sondern noch ihr Möglichstes tun, um dasselbe nicht aufkommen zu lassen. Besonders die Eltern sind es auch, die in verwerflicher Ängstlichkeit ihre Kinder von dieser Leibesübung fernzuhalten suchen, in der irrigen Meinung, es könne dieses Spiel, ohne in Rohheiten auszuarten, nicht durchgeführt werden. Daß ab und zu ein Spieler statt des Balles Empfänger der letzterem zugedachten Stöße ist, ist unvermeidlich, aber bei guten Spielern stets ohne weitere Folgen. Jede anständige Spielleitung wird streng darauf Bedacht nehmen, daß unnötiges „Mannhalten“ und „Rempeln“ unterbleibt und jeder tüchtige Spieler wird trachten, den Ball und nicht den Mann zu stoßen. Doch, wie gesagt, ernstere Unfälle kommen wohl kaum vor und wenn schon einmal ein Spieler sich länger am Boden aufhält, als wünschenswert, so sind dies seltene Ausnahmen, die meist damit enden, daß der „Verletzte“ nach etlichen Minuten mit doppeltem Eifer ans „Leder“ geht. Wer fühlt auch vorübergehende Schmerzen, wenn es gilt, einen Sieg zu erfechten! Bei Übungsspielen, die ja das ermöglichen, was man Erholung nach getaner Arbeit nennt, ist nun gar vollends jede Verletzung ausgeschlossen. Trotz des Ernstes, den ein Wettspiel im Gefolge hat, entbehrt solches doch nie einer Menge heiterer Zwischenfälle und mag dies wohl auch ein Grund sein, der die Bevölkerung zu so reger Teilnahme veranlaßt.

Auch in unserer schönen Innstadt scheint sich nun der Fußball einzubürgern. Im Innsbrucker Turnverein bildete sich eine Fußball-Riege, die sich zur Aufgabe macht, dieses Spiel zu pflegen und wöchentlich zweimal am Ausstellungsplatze übt. Daß dieses Beginnen Anklang findet, beweist der Umstand, daß nach kurzem Bestehen die Riege bereits zwei Mannschaften stellt und somit unter sich Wettspiele veranstalten kann. Auch mit auswärtigen Mannschaften werden Unterhandlungen behufs Abhaltung von solchen angebahnt und unterhalten und Innsbruck dürfte bald in seinen Mauern ein frohes Fußballerleben sich entwickeln sehen. Bereits zu Pfingsten hatte die Fußballriege des
Innsbrucker Turnvereins Gelegenheit gegen Meran zu spielen und ging dort, wie bekannt, als Sieger hervor.

IN, 29.8.1903

Nach so viel Liebe zum Fußball sei etwas Optimismus versprüht: Wenn man der Mehrzahl der Fans glaubt und alles gut geht, sind wir in vier Jahren wieder im Europacup.

Das Titelbild dieses Beitrags ist mit 13. Juni 1944 datiert und zeigt die hochsommerliche Szenerie von Sillhöfen und Gasthaus Tivoli am Tag eines mittäglichen Bombenangriffs, bei dem ein Teil der Sprengkörper zum Glück zwischen den Heumandeln der Wiesengasse gelandet ist und dort bedrohlich tiefe Krater gerissen hat. Angeblich sind die Bomben an diesem Tag vom Föhn vertragen worden. Die Zeitungen dieser Tage notieren den Angriff nur nebenbei, sie sind voll mit Berichten der alliierten Invasion in der Normandie, die gerade erst ein paar Tage dauerte aber sich schon entscheidend festgesetzt hatte. Kein Jahr später waren der Zweite Weltkrieg und die NS-Herrschaft zu Ende. Bis dahin erlebte die Innsbrucker Bevölkerung noch elf Monate in den Kellern mit bei Näherung der Front stetig zunehmenden Bombardierungen von Brennerstrecke und Stadtgebiet.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Das ist ja ein interessantes Bild aus einer schweren Zeit…. Bei diesem Anblick denkt man auch an die arme Zivilbevölkerung in der Ukraine, in Israel und im Gaza-Streifen, welche leider auch noch 2023 unter Krieg zu leiden haben.

    1. Der 3. Bombenangriff auf Innsbruck am 13. Juni 1944 war der einzige, den ich nicht miterlebte! Man hatte mich nach den ersten beiden Angriffen vor Weihnachten 1943 für fast ein halbes Jahr nach Nenzing in Vorarlberg in Sicherheit gebracht. Ende Juni 1944 kam ich wieder zurück nach Innsbruck. Danach ging es mit den Bomben wieder los!
      Als jemand, der in dieser schrecklichen Zeit aufwuchs und nach so vielen Jahren noch heute jeden Samstag beim Probealarm daran denke, kann ich besonders die Ängste aller Kinder in diesen Kriegsgebieten mitfühlen.

  2. mich wundert, dass man hier noch keine Bautätigkeiten für den Bau der Umfahrungsbahn erkennt. Diese führte dann ja etwas südlich der Sillhöfe vorbei. Dieses Bombardement war vermutlich erst Anlass, dass man den Ernst der Lage erkannte und diese U-Bahn errichtete.
    Die Knollerstrasse 20 steht auch noch da.

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