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Інсбрук зустрічає Коломию

Інсбрук зустрічає Коломию

Wenn Sie Verfechter*in eines Tirolzentrischen Weltbildes sind und glauben, nur in der Maria-Theresienstraße stünden mehr oder weniger künstlerisch-originell bemalte Ostereier, dann empfiehlt der Autor dieser Zeilen einen Besuch – zu Friedenszeiten – in Kolomea. Diese ukrainische Kleinstadt hat ein Museum zur huzulischen Volkskultur in ein gebatiktes Osterei gepackt, um der besonderen Bedeutung dieses Symbols des Lebens in der Tradition der karpatischen Volksgruppe ganzjährig architektonischen Ausdruck zu verleihen.
Der Autor dieser Zeilen reiste 2014, als im scheinbar fernen Donbass schon die Vorboten des unseligen Angriffskrieges der Russischen Föderation von 2022 erste Opfer forderten, zu Recherchezwecken in den friedlichen westlichsten Teil der Ukraine, in die nach der ersten polnischen Teilung 1772 ans Habsburgerreich übergebene Vielvölker-Region Galizien.

In Tirol ist diese schöne Weltgegend in erster Linie als Sterbeort der Tiroler Kaiserjäger bekannt geworden, die man hier 1914 als Kanonenfutter gegen die Karpatentaktik der zaristischen Truppen einsetzte. Außerdem stammen gar nicht wenige Innsbrucker jüdische Familien aus dieser Gegend und wurden entweder von der schlechten ökonomischen Lage dieser von der Politik stets vernachlässigten Region oder eben vom Ersten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben.

Moritz Hafler zum Beispiel wurde 1880 in Kolomea geboren, ging 1906 nach Innsbruck und betrieb hier in der Maximilianstraße, später lange in der Schöpfstraße 12 einen kleinen Textilhandel. 1920 erlangte er die Innsbrucker Heimatberechtigung und damit die österreichische Staatsbürgerschaft. Es sind hunderte Inserate erhalten, die „M. Hafler“ – anders als die großen Geschäfte der Innenstadt – immer nur in den Kleinanzeigen der Bauernzeitung, des Tiroler Wastl, der Innsbrucker Nachrichten, der Volkszeitung und noch einiger Blätter mehr schaltete. Moritz Hafler starb 1936 in Innsbruck und liegt auf dem hiesigen Westfriedhof bestattet; seine Witwe Helene übernahm das Geschäft. Ende 1938 mussten Helene Hafler geb. Schlesinger und ihr Sohn Max nach Wien übersiedeln; Helene, Jahrgang 1876, wurde von dort am 12. Mai 1942 ins Ghetto Izbica deportiert und ermordet. Sohn Max, ein Radiobastler, der in Innsbruck auch auch Gauleiter Hofer gekannt hatte, schaffte mit Hilfe der befreundeten jüdischen Innsbrucker Familie Hacker 1939 die Flucht nach England und kämpfte den gesamten Krieg in der Britischen Armee gegen Adolf Hitler (das hat er uns erst 1997 bei seinem zweiten Besuch in Innsbruck nach dem Krieg erzählt).

Mit den besten Wünschen für alle Menschen in der Ukraine, wo man vergangene Woche Pessach feierte, und nächsten Sonntag das orthodoxe Osterfest feiern wird.

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