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Eine Dauerwelle Kostet Etwa Acht Schnitzel

Eine Dauerwelle kostet etwa acht Schnitzel

Ein schönes Doppelbild aus den späten 1950er Jahren zeigt den Südtiroler Platz im noch nicht ganz wiederhergestellten Zustand. Eine Reihe interessanter Autos parkt im Vordergrund, die neuen VW Busse (in Serie gebaut ab 1955 etwa) dürften schon für Touristentransporte vorgesehen sein. Der Zimmer-Nachweis hat sich wieder einmal ins Bild geschlichen, aber die Aufmerksamkeit des Autors dieser Zeilen wurde vom Friseursalon Schmalzel absorbiert. Wir hatten in den 1980ern ein Mädchen dieses Namens im Freundeskreis, aber ich kann mich nicht erinnern, ob man ihren Nachnamen mit oder ohne „e“ schrieb.

Der Gründer des Salons war ein Josef Schmalzel aus Himberg. Er wurde dort 1894 als Sohn des Johann Schmalzel und der Theresia Höller geboren. Der Pfarrer musste sich beim Namen des Vaters mehrmals korrigieren:

Josef Schmalzel kam 1928 nach Innsbruck und eröffnete seinen ersten Salon im Haus der Rettungsgesellschaft in der Welsergasse. 1931 heiratete er in Absam die Frisörin Helene Zemanek. Auch der dortige Matrikenführer hatte seine liebe Not mit der genauen Schreibweise des Familiennamens:

Im selben Jahr erfolgte die Übersiedlung des Salons auf den Südtiroler Platz 4. Die Familie wohnte in der Mozartstraße, der Anichstraße und der Fischergasse, im Adressbuch der Stadt mit eigenem Telefonanschluss und stets ohne „e“ im Namen vermerkt.

Offenbar hatte er den Kampf um diesen protestantischen Buchstaben aufgegeben, auch in seinen eigenen Annoncen schrieb er sich so:

Allgemeiner Tiroler Anzeiger 1934

Hier kommt nun der Preisvergleich der 9 Schilling 50 Groschen für einen Dauerwelle ins Spiel. Es gibt Verfechter des Bierpreisindex und des Schnitz(e)lindex, um die Dimension von nicht notwendigen Luxusausgaben einordnen zu können. Ein großes Wiener Schnitzel mit Suppe und zwei Beilagen kostete zu dieser Zeit knapp über einen Schilling:

Innsbrucker Nachrichten 1936

An diesem Preisverhältnis Dauerwelle-Schnitzel 1:8 hat sich bis heute erstaunlich wenig geändert.

In der NS Zeit wurde mit Namensvariationen weniger schlampig umgegangen. Schon bald ist auch im Adressbuch der Name richtig geschrieben (nach einer Unklarheit 1940).

Adressbuch 1940
Adressbuch 1944

Josef Schmalzel starb schon 1955 in Innsbruck, da war sein Sohn Peter erst 15 Jahre alt. Nach einer Übergangsphase mit externer Geschäftsführung übernahm dieser 1964 Gewerbe und Salon am Südtiroler Platz 4.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Bemerkenswert auch ein kleines STück Innsbrucker Luftfahrtgeschichte, das Büro der Luftfahrtgesellschaft KLM. Diese Koninklijke Luchtvaart Maatschappij hat Innsbruck nach dem Krieg 1950 als erste linienmäßig angeflogen. 1956 war aber schon wieder Schluß, die Reiseziele der Holländer schienen sich geändert zu haben Das Büro bestand noch ein Zeitl weiter, wahrscheinlich bis zum Abbruch des Hauses. Als Bub bettelte ich dort um Prospekte mit Flugzeugbildln. Der Zimmernachweis überlebte ein zwei Häuser weiter noch länger.

  2. Wo bleiben die Autofans? Die Autos in der Mitte werden wohl Taxis sein, sie standen ja hier immer umher und das Kennzeichen T1536 weist auch darauf hin. Aber was ist das für eine Marke?

    1. Ich tipp auf einen Amerikaner. Das Auto ist riesig, etwa so Groß wie der VW-Bus daneben, und er hat die für Amis typischen Stoßstangenhörner. Jetzt also welches Modell? Chevrolets der Nachkriegszeit hatten diese hinteren Seitenfenster.

    1. Auf dem Wagen rechts vorne steht „Oldsmobile“. Dürfte ein 1940er Jahre Exemplar sein.
      Wer vor 1990 in Istanbul war: Da fuhren diese Modelle noch als Sammeltaxis.

      1. Ich hab das Auto mit der 1500er Taxinummer gemeint welches Herr Roilo erwähnt hat. Und das sieht wie die Chevys der 40er aus.
        Den Oldsmobile hab ich glatt übersehen.

  3. Nachdem ich in Pradl eingebürgert wurde und die Pradler Staatsbürgerschaft erhalten hatte, ging ich immer zum Krahl in der Gumppstraße oder zum Stepanek in der Defreggerstraße. Laut ertönte bei Letzterem immer nach vollendetem Werk der Ruf „Goassa bitte !“, da offensichtlich nur einer – wahrscheinlich der Chef – kassieren durfte.
    Da fällt mir noch ein:
    „Bitt‘ Sie, Herr Frisör
    Nehmen’s Ihner Scher‘
    Machen’s bisserl klapp klapp klapp
    Und schneidn’s d’Haar mir ab
    Ich leg größtes G’wicht
    Auf a gscheites G’sicht
    Ich spiel heut an Kavalier
    Gehn’s machen’s was aus mir“
    GRIAß EICH DIE MADLN, SEAVAS DIE BUAM !!!

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