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Ein Innsbrucker In Sibirien

Ein Innsbrucker in Sibirien

Zwischen August 1914 und November 1918 mobilisierte Österreich-Ungarn rund neun Millionen Männer. Nahezu jeder Dritter davon geriet in Gefangenschaft. Allein an der Ostfront fielen bis zum Waffenstillstand im Dezember 1917 rund 2,1 Millionen Offiziere und Soldaten in die Hände der zaristischen Streitkräfte. Einer davon war der Innsbrucker Reserveoffizier Alfons Mayr jun.

Am 5. August 1914 hatte Mayr, im Zivilberuf Architekt und Baumeister in Innsbruck, mit dem 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger (10. Kompanie) die Fahrt nach Galizien angetreten. Bereits nach wenigen Wochen war der Krieg für ihn jedoch vorbei. In der Schlacht bei Tomaszów geriet er schwer verwundet in russische Gefangenschaft. „Nach längerem Aufenthalt in verschiedenen Spitälern Moskaus und Nischnij-Nowgorods kam er nach seiner Ausheilung im Jänner 1916 nach Tomsk, Sibirien.“

Dort befanden sich zu diesem Zeitpunkt rund 140 österreichisch-ungarische Offiziere und über 5.000 Soldaten. Wenngleich auch erstere über mangelnde Bewegungsfreiheit klagten, so waren ihre Lebensbedingungen ungleich besser als jene der kriegsgefangenen Mannschaft. Unser Titelfoto zeigt Alfons Mayr und einen weiteren Offizier Anfang Feber 1917 in ihrer Unterkunft in Tomsk. Wir blicken in ein, gerade im Vergleich mit den oftmals überfüllten Mannschaftsunterkünften, gemütlich eingerichtetes Zimmer.

Alfons Mayr hatte Glück im Unglück. Er wurde für den sog. Invaliden-Austausch nominiert und gelangte auf diesem Wege – trotz der Revolutions- und Bürgerkriegswirren in Russland – 45 Monate nach seiner Gefangennahme zurück nach Innsbruck. Indessen mussten hunderttausende österreichisch-ungarische, deutsche und osmanische Kriegsgefangene in Sibirien und Turkestan – ungeachtet des Friedensschlusses von Brest-Litowsk – weiter ausharren. Die letzten von ihnen sollten erst im Sommer 1922 aus der Gefangenschaft zurückkehren.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Archiv der Baufirma Mayr)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Das Motiv „Pax in Bello“, das Doderer in „Geheimnis des Reichs“ und „Grenzwald“ verwendet, wäre mit dem Photo ganz gut beschrieben. Seltsame Zeiten; ich war irritert, als ich die Bücher zum ersten mal las, ob das idealisiert wurde. Gut, dass auch hier zum Photo der Hinweis gegeben wird, dass nur die wenigsten es so gut erwischt hatten.

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