Zwischen Innsbruck und Salzburg
Wie erwartet, wurde das „Rätsel“ von Vorgestern in Windeseile gelöst. „Unsere Stadt, die mit Denkmälern nicht gerade reich bedacht ist, erhielt gestern in Form einer Gedenktafel eine bleibende Erinnerung an jenen ihrer Söhne, dem es beschieden sein sollte, im Musikleben der Hauptstadt unseres Nachbarlandes Salzburg zu leitender Stellung aufzusteigen und dortselbst ein ungemein verdienstliches Wirken von dauerndem Werte zu entfalten.“ So leitete die Innsbrucker Nachrichten am 29. Oktober 1934 in fast barocker Manier ihre Berichterstattung zur Enthüllungsfeier der Gedenktafel für Joseph Friedrich Hummel (1841-1919) an seinem Geburtshaus in der Seilergasse 10 (Köhlehaus) ein.
Neben Bewunderern, Verwandten und Freunden aus Salzburg und Innsbruck waren auch Landeshauptmann Franz Stumpf und der Innsbrucker Bürgermeister – beziehungsweise seit 1934 eigentlich von der Landesregierung eingesetzter „Regierungskommmissär für die Landeshauptstadt Innsbruck“ – Franz Fischer zugegen. Musikalisch wurde die Feier vom Deutschen Männergesangsverein bestritten, dessen erster Vorstand, Hans Lederer, die Festrede hielt. Für die von der Firma Linser gefertigte Tafel wurde passend zum Leben des Geehrten Untersberger Marmor herangezogen.
Der Musiker, Komponist und Dirigent Joseph Friedrich Hummel wurde am 14. August 1841 in Innsbruck geboren und entstammte väterlicherseits aus einer Memminger Musikerfamilie. Schon seit seiner Kindheit musikalisch begabt und gebildet, trat er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Alexander in Kirchenchören, im Theater und in Familien- sowie Gesellschaftskreisen auf. Nach ihrer gemeinsamen Ausbildung bei ihrem Onkel Tobias Hummel in München war Joseph Friedrich ab 1859 unter anderem in Innsbruck, der Schweiz, Aachen, Troppau, Brünn, Wien und Linz tätig. Erst 1880 fand er als Mozarteumsdirektor in Salzburg eine Stellung und ein Umfeld, die ihn sesshaft werden ließen. Neben der Leitung und dem Ausbau des Mozarteums war Hummel bis zu seinem Tod 1919 auch in zahlreichen anderen Musikvereinen aktiv. „So ist das Schaffen und Wirken Hummels außerordentlich segensreich für seine zweite Heimatstadt Salzburg geworden„, resümierte Hans Bruner in seiner zweiteiligen Würdigung Hummels (IN, 24.10.1934, S. 9; IN, 25.10.1934, S. 7): „Er hat das Musikleben dieser Stadt von kleinen Anfängen zu blühendem Aufschwunge gebracht und so die Grundlage gelegt für die internationale Mozart- und Musikfeststadt, die heute Salzburg ist.„
Das Titelbild zu diesem Beitrag zeigt Joseph Friedrich Hummel in fortgeschrittenem Alter, eine Partitur in Händen haltend. Auf der Rückseite vermerkte er eine handschriftliche Widmung: „Zur Erinnerung an die unvergeßlichen Tage in Salzburg am 3. und 4. Josef Hummel„.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-24395)