Wo spielt die Musik?

Am 14. April 1916 schrieb Michael Neumeier, der als Gärtner in Mühlau tätig war, diese Fotoposkarte an seinen Patenonkel Alfons Trenker in Altötting. Im Text heißt es u.a.: „Mir geht es immer ganz gut. Ich habe noch nicht zur Musterung müssen. […] Ich schicke Ihnen hier ein Bild unserer kleinen Musikbanda. Ich habe nämlich das Zitherspielen angefangen.“

Neben zwei Poststempeln findet sich auf der Karte auch ein Stempel der „k. u. k. Militär-Überprüfungskommission“. Im „Wehrgesetz“ liest man darüber:

§35. 1. Der Überprüfung sind zu unterziehen:
a) Stellungspflichtige, bezüglich deren Untauglichkeit sich bei der Stellung Meinungsverschiedenheiten ergeben haben;
b) bis zum 31. Dezember des Jahres, in dem die betreffenden Wehrpflichtigen das 36. Lebensjahr vollstrecken: jene bei der Stellung untauglich Befundenen, gegen die der begründete Verdacht besteht, daß sie diesen Befund durch Verübung eines in diesem Gesetze [das Wehrgesetz v. 1912] bezeichneten Vergehens erlangt haben;
[…]
d) jene Angehörigen der wehrpflichtigen, die bei der Inanspruchnahme der Begünstigungen nach §§ 31 und 32 in Betracht kommen und deren Vorführung vor die Überprüfungskommission angeordnet wurde.
2. Die Überprüfung erfolgt durch eine gemische Kommission.
Vorsitzender der Überprüfungskommission ist ein von der politischen Landesbehörde zu entsendender höherer Beamter.
Mitglieder sind:
von Seite des gemeinsamen Heeres und der Landwehr:
je ein General oder höherer Stabsoffizier,
je ein in Heeresergänzungsangelegenheiten bewandeter Stabs- oder Oberoffizier und je ein höherer Militärarzt;
von Seite der politischen Landesbehörde:
deren Sanitätsreferent oder sein Stellvertreter.
[…]
Gesetz vom 5. Juli 1912, RGBl. Nr. 128/9

Aus welchen Gründen Neumeier mit der Überprüfungskommission in Kontakt kam, ist unklar. Im Text wird sie mit keinem Wort erwähnt … und das ist nicht das einzige Rätsel, das diese Karte umgibt. Nicht minder mysteriös ist der Aufnahmeort: Wo spielt die Banda? Das ist hier die Frage!

(StAI, Ph-39231)