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Wir Hatten Einen Dienstgang XI (2)

Wir hatten einen Dienstgang XI (2)

Nachdem Sie zwar sehr interessente aber nicht die richtigen Lösungen parat hatten und nachdem Herr Hirsch sich bildlich – und im Wesen, wenn auch nicht in jedem inhaltlichen Detail, recht zutreffend – das geborgenen Archivgut vorgestellt hat, will ich Ihnen heute auch noch einen Einblick in den Ausgangszustand gewähren. Folianten waren auch noch eine ganze Reihe dabei, die sind hier nicht ausreichend zu sehen.

Und die ketzerische Frage „Was um Himmels willen macht das Stadtarchiv mit einem Dachboden voller Belege über Personalkosten, Transportkosten, Mieten und, siehe den Folianten im Vordergrund, Realsteuerzahlungen“, ist durchaus berechtigt. Von meiner Warte aus lautet die derzeitige Antwort: Ich weiß es (noch) nicht! Aber ich freue mich darauf, es herauszufinden.

Denn um mit einer Gegenfrage zu antworten: Was bleibt in der Regel übrig, wenn ein Unternehmen verschwindet? Praktisch nichts. Der Gewerbeakt, ggf. ein Bauakt. Vielleicht ein Bericht oder Anzeigen in den Tageszeitungen. In früheren Zeiten Postkarten. Vielleicht Fotos, wenn der Laden halbwegs zentral gelegen ist und als Hintergrund diente. Der Rest ist Erinnerungen (so lange wer lebt) oder Privat (wenn sich wer von der Familie darum kümmert) und Zufall.

Darum versuchen wir auch in bescheidenem Ausmaß, Dinge mit Bezug zu lokalen Unternehmen (z.B. Tragetaschen, Speisekarten oder Flyer) aufzubewahren, wenn sie uns in die Hände fallen. Und deshalb rücken wir durchaus gerne aus, wenn wir das Firmenarchiv eines namhaften Innsbrucker Unternehmens retten können. Weil das eben kaum vorkommt. Weil in der Regel nach dem Ende des Unternehmens alles weg ist.

Was es sich dann konkret lohnt, aufzuheben, ist eine spannende Frage, die in den nächsten Wochen geklärt werden muss. Korrespondenzen wohl eher ja. Rechnungen, insbesondere dann, wenn sie schöne alte Briefköpfe anderer regionaler Unternehmen enthalten. Bons und Chips der Kantine: spannende Objekte fürs Museum (wenn auch nicht Kistenweise). Personalkosten – vielleicht, wenn man sozialhistorische Schlüsse (Herkunft und Verdienst?) daraus ziehen kann. Reine Abrechnungen und Buchhaltung? Bankunterlagen? Eher nicht. Wir werden hier uns wohl mit Wirtschaftswissenschaftlern austauschen. Gewisse Dinge, insbesondere allgemeine wirtschaftliche und rechtliche Druckwerke (wie der angesprochene Foliant) sind auch gar nicht erst zu uns gekommen sondern an Ort und Stelle verblieben (bzw. wurden wohl entsorgt).

Das ist ja generell eine wichtige und schwierige Frage im Archiv: Was muss, was kann aufbewahrt werden? Was darf, was soll gar nicht aufbewahrt werden? Schwierige Fragen. Wenn heute Forschende ins Archiv gehen, wird oft schmerzlich bewusst, welche Lücken frühere Verwaltungs- und Archivmitarbeitende mit ihren Entscheidungen geschlagen haben. Gleichzeitig kann man natürlich nicht alles aufbewahren, sonst bräuchten wir ein paar unter- oder überirdische Stockwerke und mehrere Handvoll Mitarbeiter:innen mehr. Diese wichtigen Entscheidungen sind deshalb auch Teil, die unseren Job ausmachen – und spannend machen.

(Foto: Privat)

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Ein „vor Ort befindlicher“ Kran würde auch den Abtransport von „Schätzen“ aus den Häusern Museumstraße 1-3 ermöglichen – oder gar über die Straße herüber über das ehemalige Woll- und Handarbeitsgeschäft Kogler reichen… obwohl… die Oberleitung der IVB….. ich weiß nicht….
    (Museumstraße 1-3: ehemals Dimaczek – aber das ist viel zu lange her.)

  2. Wenn ich wüßte, ob der Raika-Neubau einen Kran hat – mit einem laaaangen Arm, der bis zum Haus Brixnerstraße 4 reicht, würde ich siegessicher behaupten „Lodenbaur“, bezw. „Fa. Baur-Foradori“ – mit Bezugsquellen, Arbeiter- und Angestelltenlisten, in- und ausländischen Geschäftspartnern – und so weiter – und so fort….
    Aber wahrscheinlich heißt es bloß „Knapp vorbei ist auch daneben“

  3. Jawoll, bei diesen Kommentaren ist ein ganz heißer Tipp dabei; die Firma wurde genannt, der Standort stimmt noch nicht. 🙂

  4. Und was wäre mit folgendem Vorschlag:
    „Adamgasse 2a“ (Stöcklgebäude, daher Dachboden gleich überm ersten Stock), Hauseigentümer (1957!)
    „Franz Baur’s Söhne A.G.“
    Hm?

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