Wieder einmal im schönen Hötting…
…bewegen wir uns mit diesem Bild. Ich gehe beinahe jeden Tag hier vorbei, trotzdem musste ich zweimal hinschauen. Das Häuserensemble ist wohlbekannt doch eine Tatsache irritiert – wo ist die Brandjochstraße? Zu sehen sind die heutigen Hausnummern Schneeburggasse 37 (links vorne), Brandjochstraße 3 (rechts vorne) und im Hintergrund das markante Haus Schneeburggasse 26 und die Nr. 28 (wer vulgo/Hofnamen kennt, möge diese gerne mitteilen). Unser Bild trägt einen Poststempel vom 8. Mai 1917, ist also in jedem Fall früher entstanden.
Besonders interessant ist das Haus rechts vorne im Bild, welches damals die Hausnummer Schneeburggasse 32 trug. Hier war die Goldschlägerei eines gewissen Eduard Peter untergebracht. Im Adressbuch desselben Jahres ist Peter als einziger Goldschläger nicht nur der damals noch eigenständigen Gemeinde Hötting, sondern des gesamten städtischen Raums (Innsbruck mit Wilten und Pradl, sowie Mühlau, Hötting und Amras) genannt.
Doch noch einmal zurück zum Straßenverlauf: Die heute so viel befahrene Brandjochstraße war damals offenbar ein einfacher Feldweg, der sogar in einer Art Gatter oder Mauer zu enden schien. Der Garten bzw. Schupfen des Hauses rechts ragt weit in den heutigen Straßenbereich herein. Dies zeigt uns auch die untenstehende Karte:
Ausschnitt aus dem „Plan von Innsbruck“ von Josef Redlich, 1914. Quelle: Historische Kartenwerke Tirol (tiris)
Der Weg ist hier zwar bereits eingezeichnet, hatte damals noch keinen Straßenamen und verlief praktisch zwischen leeren Feldern. Das erste Mal im Adressbuch erscheint er als Brandjochstraße nach dem Ersten Weltkrieg, genauer im Jahr 1921. Dass die Gegend lange Zeit fast unbebaut war zeigt auch diese Zeitungsannonce in den Innsbrucker Nachrichten vom 4. Mai 1897:
„Zu vermiethen: Eine kleine Wohnung von zwei Zimmern, Küche, Speis, Glasveranda, Estrich und Keller ist auf Augusttermin zu vergeben. Näh. Hötting 220, das erste Haus rechts ober dem Mariahilfer Friedhofe, bei Goldschläger Peter“
Wenn man bedenkt wir viele Häuser heute zwischen dem Mariahilfer Friedhof und dem Haus Brandjochstraße 3 stehen… Heute sind übrigens wieder Wohnungen in dem Haus zu haben, allerdings im Maisonette-Penthouse-Stil und nur zum Kauf: eine gewisse Immobiliengesellschaft hat das Haus unter dem Namen „Ansitz Brandjoch“ saniert.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-11807.)
Vielleicht ganz interessant, die heutige Situation dazuzustellen:
https://www.google.at/maps/@47.2698229,11.3819883,3a,75y,358.32h,90.6t/data=!3m7!1e1!3m5!1sAF1QipMY8dUMn8vvX4nLk3Dt-PlhYKknuKuI44b9fMH5!2e10!3e11!7i7680!8i3840